© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  37/13 / 06. September 2013

Leslie Mandoki. Der ehemalige „Dschinghis Khan“-Musiker will in die bayerische Politik
Im Schatten des Khan
Christian Vollradt

Mit seinen drei Geschenken hat Viktor Orban den befreundeten Jubilar treffend charakterisiert: Als der Komponist und Musikproduzent Laszlo Mandoki, hierzulande besser bekannt unter seinem Künstlernamen Leslie Mandoki, dieses Jahr seinen 60. Geburtstag feierte, überreichte ihm Ungarns Premier ein Buch über den legendären Mongolenführer Dschingis Khan, eine Erstausgabe aus der Feder des Komponisten Bela Bartok sowie ein Original-Flugblatt der Revolution von 1848.

Das erste Geschenk war eine augenzwinkernde Anspielung auf die Band, die ihren Sänger und Schlagzeuger Mandoki zu Beginn seiner Karriere 1979 erfolgreich und wohlhabend machte – auf deren Hits mit banalen Texten („Auf Brüder / sauft Brüder / rauft Brüder / immer wieder!“) er aber nicht mehr gern angesprochen werden will. Das zweite Präsent verweist auf die Ausbildung des Musikers, die er am renommierten Konservatorium in Budapest genossen hatte – und das dritte schlägt eine historische Brücke zur National- und Freiheitsbewegung, die dem deutsch-ungarischen Patrioten bei seinen neuen politischen Ambitionen nicht unvertraut sein dürfte.

„Ich möchte meiner Heimat Bayern etwas zurückgeben“, begründete Mandoki gegenüber dem Münchner Merkur seinen Entschluß, bei der bayerischen Landtagswahl am 15. September für die CSU zu kandidieren. Heimat Bayern. Ein Bekenntnis, dessen eigentliche Bedeutung sich erst aus dem Weg dorthin erschließt. Mandoki, 1953 in Budapest geboren, erlebte als kleines Kind, wie Aufständische während der gescheiterten Revolution 1956 verbluteten. Als junger Jazzmusiker litt er unter Unfreiheit und Heuchelei der kommunistischen Zwangsherrschaft. Seinem Vater mußte er auf dem Totenbett versprechen, dessen Enkel „nie zensierte Zeitungen“ lesen zu lassen. „Finde ein Loch im Eisernen Vorhang“, habe er ihm aufgetragen.

1975 gelingt Mandoki dies, er flieht durch einen Eisenbahntunnel nach Österreich, ein lebensgefährliches Unterfangen, nicht nur wegen der vorbeidonnernden Züge, sondern auch wegen der scharfen Wachhunde, die er mit rohem Fleisch „bestechen“ mußte. Weil die Österreicher nur an Akademikern interessiert waren, schickten sie Mandoki weiter über die Grenze nach Bayern.

Dort wird aus dem Flüchtling ohne Deutschkenntnisse, der zunächst durch Varietés tingelte, einer der ganz Großen im Musikgeschäft: Internationale Stars wie Phil Collins, Chris de Burgh oder Lionel Richie gehören zu seinen Referenzen, dazu produzierte der Mann mit der wallenden Mähne und dem charakteristischen Magyaren-Schnurrbart auch Werbetitel für große Autokonzerne.

Ob er es nun von Listenplatz 11 aus ins Münchner Maximilianeum schaffen wird oder nicht, ist für die Erfolgsgeschichte des ehemaligen Asylanten eigentlich unerheblich.

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