© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  37/13 / 06. September 2013

Meldungen

EKD-Familienpapier: Kritik häuft sich

BERLIN. Die Forderungen, das umstrittene EKD-Familienpapier zurückzuziehen oder zumindest nachzubessern, nehmen zu. Auch in der Leitung der EKD – dem Rat – mehren sich die kritischen Stimmen. Das Gremium wird sich am 6. und 7. September mit dem Thema befassen. Das Papier rückt von der traditionellen Ehe als alleiniger Norm ab und vertritt ein erweitertes Familienbild, das etwa auch gleichgeschlechtliche Lebensgemeinschaften und sogenannte „Flickenteppich-Familien“ einschließt (JF berichtete mehrfach). Bisher haben vier Ratsmitglieder öffentlich Kritik geübt – zuletzt Klaus Winterhoff, Juristischer Vizepräsident des westfälischen Landeskirchenamtes. Nach seinen Worten hat sich die Kommission, die das Papier erarbeitet hat, von ihrem ursprünglichen Auftrag entfernt, Ehe und Familie zu stärken. Der Rat müsse „aufarbeiten, was wir da unterschätzt haben“, sagte Winterhoff der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung. Zuvor hatte sich der stellvertretende EKD-Ratsvorsitzende, der sächsische Landesbischof Jochen Bohl, für eine Nachbesserung ausgesprochen. In einem Interview mit der Leipziger Volkszeitung sagte er: „Ich räume selbstkritisch ein, daß die unverändert große Bedeutung der Ehe in dem Papier zu kurz kommt.“ Zwei weitere Ratsmitglieder – die Vertreterin der Pietisten, Tabea Dölker, und der badische Landesbischof Ulrich Fischer – hatten nach eigenen Angaben bereits vor der Veröffentlichung im Gremium widersprochen. Theologische Schwächen in dem Papier beklagten unter anderen der Bischofsrat der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers, der Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg, Markus Dröge, und die Bischöfin im Sprengel Hamburg und Lübeck der Nordkirche, Kirsten Fehrs. Der EKD-Ratsvorsitzende Nikolaus Schneider stellte angesichts der Kritik eine Ergänzung der „Orientierungshilfe“ in Aussicht. Er könne sich vorstellen, „daß wir in einer weiteren Auflage noch erläuternde oder ergänzende Texte dazuschreiben“. Wachsenden Zulauf hat eine Initiative um den badischen Pfarrer Hans-Gerd Krabbe, die eine Rücknahme des Papiers fordert. Nach ihren Angaben unterstützen bislang etwa 125 Persönlichkeiten aus Kirche, Politik, Wirtschaft und Wissenschaft in ganz Deutschland einen offenen Brief an den Rat der EKD. Darin äußern sie die Erwartung, daß die EKD die „Orientierungshilfe“ mittelfristig durch eine neue Erklärung ersetzt. (idea/JF)

 

Der Duden ist Sprachpanscher 2013

DORTMUND. Der Verein Deutsche Sprache (VDS) hat den Duden wegen seiner zu unkritischen Verwendung von Anglizismen zum „Sprachpanscher“ des Jahres 2013 gewählt. „Wer in einem Wörterbuch der deutschen Sprache als Ersatz für Fußball den lächerlichen Angeber-Anglizismus ‘Soccer’ vorschlägt, hat es nicht besser verdient“, begründete der Vereinsvorsitzende Walter Krämer in Dortmund diese Negativauszeichnung. Auf Platz zwei der Liste findet sich Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble, der durch sein Insistieren auf Englisch selbst in Anwesenheit von Dolmetschern allen Versuchen in den Rücken falle, Deutsch als Arbeitssprache glaubhaft in der EU zu verankern. Der Titel „Sprachpanscher des Jahres“ wird seit 1998 vergeben. Er steht für das unnötige Verdrängen deutscher Begriffe durch Importe aus dem angelsächsischen Ausland sowie für die Demontage des Deutschen als Sprache von Kultur und Wissenschaft. (tha)

www.vds-ev.de

 

Sprachpranger

Greater Augsburg

Titel eines Blogs der Zeitung Augsburger Allgemeine. Gemeint ist damit der Ballungsraum um Augsburg.

Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen