© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  37/13 / 06. September 2013

Helden für einen Sonntag
Am Tag des offenen Denkmals lüften die Dinge wieder ihr Geheimnis Die JF präsentiert eine liebevolle Auswahl von Einmaligem
Christian Rudolf

Daß das Konservative voll im Trend liegt, zeigt auf seine eigene Weise der Tag des offenen Denkmals. Seit am zweiten Septembersonntag 1993 zum ersten Mal bundesweit und koordiniert von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz Führungen und Rundgänge durch unser bauliches Kulturerbe angeboten wurden, hat sich die Tagesveranstaltung zu einem Riesenerfolg entwickelt. Im vergangenen Jahr bestaunten 4,5 Millionen Besucher über 8.000 Denkmäler zwischen See und Alpen. Die JF bietet in Vorfreude auf den diesjährigen Denkmalstag am 8. September auch eine „Führung“ an: zu Orten, Innenräumen und Situationen, die im Gegensatz zu Museen oder Kirchen sonst nicht zugänglich sind.

www.tag-des-offenen-denkmals.de

 

Norden

Der Wasserturm im ostfriesischen Norden wird noch heute für die Wasserversorgung genutzt. Spektakulär: Er kann bis unter den Wasserbehälter besichtigt werden. Mit seinem quadratischen Grundriß und dem Flachdach gleicht er einem Wehrturm (Baujahr 1939).

 

Hamburg

Innovative Technik: Als erstes Wasserwerk nutzte das Wasserwerk Baursberg in Blankenese Lagsamsandfilter zur organischen und bakteriellen Reinigung. Seit 1859 versorgt es kontinuierlich den Hamburger Westen. Bei den Führungen wird frisches Trinkwasser ausgeschenkt.

 

Bonn

Der Alte Güterbahnhof Beuel von 1870 ist bundesweit einmalig. Das Denkmalensemble aus Ladestraße, Güterschuppen und Anschlußbahn ist bis in Details original erhalten. Noch heute wird hier über die Schiene fast täglich Ware umgeschlagen.

 

Konstanz

Die Historische Fähre Konstanz ist die Mutter der Autofähren Europas. Von 1928 bis zur Außerdienststellung 1963 schipperte sie zwischen Konstanz und Meersburg. Die originale Holzausstattung und das Holzdeck restaurierte hingebungsvoll ein Förderverein.

 

Andechs

Das Benediktinerkloster Andechs mit der Rokokokirche auf dem Heiligen Berg ist der älteste Wallfahrtsort Bayerns. Weithin bekannt wegen des Andechser Bieres. Führungen erlauben Blicke hinter sonst verschlossene Tore und Pforten. In der Klosterschänke kann man sich stärken.

 

Krumbach

Der idyllische Flecken im Kreis Wetzlar feiert sein 750jähriges Bestehen mit einem üppigen Dorffest. Rundgänge führen zu den Kostbarkeiten des 820-Einwohner-Ortes: romanische Kirche, Fachwerkbackhaus, historische Schusterwerkstatt und Traktorenausstellung.

 

Leipzig

In der zentralen Hinrichtungsstätte der DDR wurden alle in der Ostzone verhängten Todesurteile vollstreckt. Zwischen 1960 und 1981 wurden hier 64 Menschen umgebracht, ihre Leichen heimlich verbrannt. Der Hinrichtungsraum ist im Originalzustand erhalten.

 

Berlin

Der Hochbunker von 1939 steht auf dem Gelände der ehemaligen Reichsluftschutzschule am Wannsee. Von hier wurde die gesamte Luftverteidigung der Region Berlin-Brandenburg koordiniert. In den achtziger Jahren zu einem strahlensicheren Notkrankenhaus umgebaut.

 

Potsdam

Die brandenburgische Landeshauptstadt glänzt mit einem Geheimtip für Kenner: Im Schatten der Mauer hat sich ein geschlossenes Ensemble von Landhäusern und Villen der dreißiger Jahre erhalten. Heimatstil und Moderne in einer höchst sehenswerten Symbiose.

Foto: Deutschlands Kleinode: Fachwerkkirche von 1735 in Steinsdorf im Landkreis Wittenberg (Sachsen-Anhalt). Fachwerk und Dach werden noch dieses Jahr grundlegend saniert.

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