© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  37/13 / 06. September 2013

Haltungsnote
Herzlichen Glückwunsch vom Fernsehen
Christian Rudolf

Kaum war in Potsdam am letzten Mittwoch im August der ehemalige Innenminister Dietmar Woidke zum Platzeck-Nachfolger und neuen SPD-Ministerpräsidenten gewählt, gratulierte ihm die Intendantin des staatlichen Rotfunks Berlin-Brandenburg RBB, Dagmar Reim. Für das neue Amt wünschte Reim dem Chef der rot-dunkelroten Koalition „engagierte Mitstreiterinnen und Mitstreiter, Ideenreichtum sowie Mut und Ausdauer“. Wenn „Land oder Partei Sie brauchten“, sei er „couragiert“ angetreten. Die Liebedienerei sickerte nicht etwa einfach so durch, sondern Reim ließ den Brief per Pressemitteilung verbreiten.

„Herzlichen Glückwunsch vom Massenmedium Fernsehen“ – das gab es schon zu Ost-Zeiten: Egon Krenz war im Revolutionsherbst 1989 eben zum Nachfolger Honeckers bestimmt worden, da machte ihm ein Team der Nachrichtensendung „Aktuelle Kamera“ seine arrangiert spontane Aufwartung und wünschte dem neuen SED-Generalsekretär „viel Erfolg, starke Nerven, alles Gute!“

Die damalige Leiterin des NDR-Landesfunkhauses in Hamburg hatte sich 2003 bei ihrer Wahl zur Gründungsintendantin des RBB gegen Ulrich Deppendorf durchgesetzt. Bei ihrer Wiederwahl 2007 ließ ihr wiederum Ministerpräsident Platzeck Gratulationen überbringen. Man kennt sich eben, man schätzt sich, man hilft sich – die Beziehungen zwischen Politik und Staatsmedien sind eng. Unvergessen, wie im Mai 2012 Platzecks Pressesprecher bei RBB-Chefredakteur Christoph Singelnstein anrief und einen genervt-patzigen Ministerpräsidenten aus den Nachrichten schneiden ließ. Reim log darüber später vor dem Rundfunkrat und stritt ab, ein Beitrag sei nach Intervention aus der Politik geändert worden. Als Intendantin streicht Reim jährlich 220.000 Euro aus Zwangsgebühren ein. Jeder Hund weiß: Die Hand, die gibt, beißt man nicht. Taylors Beurteilung ein Körnchen Wahrheit steckt?

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