© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  39/13 / 20. September 2013

Onlineanbieter mischen Fernsehmarkt auf
Streamingdienste: Internet-Fernsehen wird vor allem in Amerika immer beliebter / Telefongesellschaften als Profiteure
Ronald Gläser

Christoph Keese im Glück. Er twitterte kürzlich: „Geschafft! Zu Hause läuft jetzt der US iTunes Store.“ Der Grund für die Freude im Hause Keese: Der Topmanager des Axel-Springer-Konzerns wollte endlich auch amerikanische Serien bei amerikanischen Internet-TV-Sendern anschauen können. Noch wird dies durch ein kompliziertes urheberrechtliches Regelwerk und technische Hürden schwergemacht.

Und doch rechnen alle Markteilnehmer in Kürze mit dem Durchbruch des Internet-Fernsehens. Gerade erst hat Sony einen großen Deal mit Viacom abgeschlossen. Die Japaner wollen die Inhalte der Viacom-Sender wie MTV, Nickelodeon oder Comedy Central online verfügbar machen.

Fernsehen und Internet verschmelzen immer mehr. Diese Entwicklung stellt die Branche der elektronischen Medien vor ähnliche Herausforderungen wie das Verlagswesen, das über sinkende Auflagen klagt.

Der Trend ist vor allem auf dem USFernsehmarkt sichtbar. Im zweiten Quartal 2013 konnten die wichtigsten Telefon- und Internetanbieter, darunter AT&T und Verizon, fast 400.000 Neukunden gewinnen. Im gleichen Zeitraum haben Satelliten- und Kabelnetzbetreiber insgesamt 760.000 Kunden verloren. Der Grund: Immer mehr Zuschauer konsumieren das Fernsehprogramm online.

Parallel konnte Internet-TV in den USA seine Kundenzahl um elf Prozent steigern. Die derzeit wichtigsten Konkurrenten der klassischen über Kabel, Antenne oder Satellit übertragenen Fernsehsender sind kleine Anbieter wie Netflix oder The Blaze (JF 25/13). Beide sind kostenpflichtig und expandieren rasant. Während The Blaze ein konservatives Nachrichten- und Unterhaltungsprogramm sendet, ist Netflix, auf das es auch Christoph Keese abgesehen hat, ein reines Unterhaltungsprogramm. Aber auch Schwergewichte anderer Branchen drängen nun ins Geschäft: Neben Sony wollen Google und Intel eigene Internet-Fernsehsender auf den Markt bringen. Deutschsprachige Anbieter sind noch nicht in Sicht.

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