© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  40/13 / 27. September 2013

„Besser als die Grünen beim ersten Mal"
Interview: Der stellvertretende AfD-Sprecher Alexander Gauland zum Ausgang der Wahl
Moritz Schwarz

Herr Dr. Gauland, war‘s das jetzt mit der Alternative für Deutschland?

Gauland: Überhaupt nicht, wie kommen Sie darauf?

Der Politologe Frank Decker prognostiziert im Deutschlandfunk, die AfD werde in Zukunft keine Rolle mehr spielen.

Gauland: Vielleicht sollte er sich daran erinnern, daß die Grünen Jahre gebraucht haben, um in den Bundestag zu kommen. Beim ersten Versuch 1980 holten sie lediglich 1,5 Prozent. Dagegen sind die fast fünf Prozent der AfD doch ganz stattlich.

So richtig glücklich können Sie über den Wahlausgang aber doch nicht sein.

Gauland: Nun, mir war immer klar, daß es kaum zu schaffen ist, aus dem Stand heraus in den Bundestag einzuziehen.

Aber genau das war doch Ihr Wahlkampfziel!

Gauland: Das stimmt, und am Ende hat es auch lediglich um einige wenige zehntausend Stimmen nicht gereicht.

Mancher Ihrer Parteifreunde hat mit sieben, acht, ja zehn Prozent gerechnet.

Gauland: Das erschien mir angesichts von Umfragewerten um die drei Prozent nie sonderlich realistisch. Ich habe stets auf fünf Prozent gehofft. Man muß einkalkulieren, daß die Bürger sich an eine neue Partei auch erst mal gewöhnen müssen. Sie sind bis dato eben nur an die Etablierten gewöhnt, und ehe sie so viel Vertrauen aufbauen, zu einer anderen Partei zu wechseln, braucht es Zeit. Das ist ein langsamer psychologischer Prozeß.

Parteichef Bernd Lucke hat angekündigt: „Die AfD macht weiter!“ Aber gibt es sie bei der nächsten Bundestagswahl noch?

Gauland: Warum nicht?

In den nächsten Monaten wird die AfD ihre Programmatik ausarbeiten müssen. Drohen jetzt nicht die Richtungskämpfe auszubrechen?

Gauland: Diese Gefahr besteht bei jeder Partei, davor ist niemand gefeit.

Die AfD wäre nicht die erste Parteineugründung, die von Richtungskämpfen zerrissen wird.

Gauland: Das muß natürlich verhindert werden. Herr Lucke hat bereits in einem Mitgliederschreiben darauf hingewiesen, daß es wichtig sei, einen breiten innerparteilichen Korridor aufrechtzuerhalten, um die unterschiedlichen Milieus in der Partei, Wertkonservative, Liberale, Euro-Gegner etc. zu integrieren. Ich kann natürlich auch nicht in die Zukunft schauen, aber ich bin zuversichtlich, daß das gelingen wird.

Als konservative Exponenten der AfD gelten Sie und Bundessprecher Konrad Adam. In vier Jahren gehen Sie beide allerdings auf die Achtzig zu. Droht also bis zur kommenden Bundestagswahl das konservative Element in der Partei herauszuwachsen?

Gauland: Nein, da habe ich gar keine Angst. Erstens gibt es nicht nur Herrn Adam und mich, sondern auch weitere wertkonservative Kräfte im Bundesvorstand, und zweitens habe ich während meiner Wahlkampftour in den letzten Wochen viele junge Parteimitglieder mit wertkonservativen Positionen kennengelernt.

Die nächste Herausforderung für die AfD ist die Europawahl im Mai 2014.

Gauland: Ich möchte keine falschen Erwartungen wecken, aber wenn wir dann unser Ergebnis vom Sonntag wiederholen können, würde uns der Einzug gelingen, da dort nur eine Drei-Prozent-Hürde gilt.

Sie streben bis dahin keinen Prozent-Zuwachs an?

Gauland: Doch schon, nur mochte ich den nicht versprechen.

Und welches Prozentziel formulieren Sie konkret für die Europawahl?

Gauland: Ob es tatsächlich gelingt, einen Zuwachs zu erzielen und wie hoch dieser sein könnte, hängt vor allem davon ab, wie sich bis dahin die Euro-Krise entwickelt. Aber das weiß heute noch keiner.

 

Dr. Alexander Gauland, 72, ist Mitgründer und Vize-Parteisprecher der AfD.

 

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