© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  41/13 / 04. Oktober 2013

00 Millionen Euro mehr für Kassenärzte ab 2014
Kleiner Schluck aus der Pulle
Jens Jessen

Es kommt Bewegung ins System der Krankenkassen. Während in den vergangenen Jahren die Gewerkschaften einen kräftigen Schluck aus der Pulle für die Tarifbeschäftigten erstritten, bleib der Honorardeckel der Ärzte festgeschraubt. Nach den Krankenhäusern, den dortigen Medizinern und den Apotheken sollen jetzt auch die 150.000 Kassenärzte und Psychotherapeuten mehr erhalten.

Insgesamt 800 Millionen Euro sollen kommendes Jahr zusätzlich fließen – das klingt viel, doch vom Honorar müssen auch die Ausgaben der Praxis und fürs Personal bezahlt werden. Hinzu kommt, daß zahlreiche Ärzte die Lust verlieren, ihren Beruf in Deutschland weiter auszuüben. Doch den absehbaren Ärztemangel wollen manche nicht wahrhaben. Dazu zählt der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach. Der Mediziner und Gesundheitsökonom bestreitet, daß es einen Mangel an Ärzten gibt. Für ihn sind sie nur „ungerecht“ verteilt. Daß viele 50 bis 60 Stunden pro Woche arbeiten, ist unbestritten. Allerdings geht die Hälfte der Arbeitszeit bei der Erfüllung bürokratischer Auflagen drauf. Auch dies ist ein Grund für manchen Jungarzt, ins Ausland zu gehen. Bei Physikern, Ingenieuren oder Ökonomen ist der Verlust nicht sofort spürbar, bei Ärzten schon.

Die Honorareinigung könnte eine Wende einläuten. Aus Sicht der Krankenkassen ist es ein vertretbarer Kompromiß, da er Kostensteigerungen in den Arztpraxen berücksichtigt und mehr Geld für die haus- und fachärztliche Grundversorgung einschließt. Was den einzelnen Arzt im nächsten Jahr tatsächlich erwartet, steht erst fest, wenn in den Regionen über den Anstieg des Behandlungsbedarfs verhandelt worden ist. Die verschiedenen Interessengruppen – Haus- und Fachärzte – werden ganz genau darauf achten, daß die jeweils andere Klientel sie nicht übervorteilt. Nach Angaben der Kassenärztlichen Vereinigung macht die Erhöhung etwa drei Prozent aus – das ist weniger als in der Metall- und Elektroindustrie.

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