© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  41/13 / 04. Oktober 2013

Haltungsnote
Wenn dein Land dich braucht
Christian Rudolf

Der Schauspieler Armin Rohde kommt aus dem Ruhrpott. Der Sohn eines Bergmanns gilt als laut, ungeniert und frei heraus. Ein Mann mit dem Herz auf dem rechten Fleck. Die Rolle des schwulen Fleischers in Sönke Wortmanns „Bewegtem Mann“ brachte ihm 1994 den Durchbruch. Es folgten „Das Superweib“, „Rossini“, „Lola rennt“. Der 58jährige, der 2005 in der erfolgreichen Verfilmung des „Räuber Hotzenplotz“ die Titelrolle übernahm, ist einer der populärsten Schauspieler des Landes.

Eines Landes, zu dem er ein unverkrampftes Verhältnis hat. Am 3. Oktober strahlt RTL den Film „Helden – Wenn dein Land dich braucht“ aus. Rohde verkörpert einen Schalke-Fan aus Gelsenkirchen, der angesichts einer Mega-Katastrophe um einen außer Kontrolle geratenen Teilchenbeschleuniger helfend eingreift. Im Focus-Interview äußerte er: „Deutschland bejubeln – das geht gut.“ Auf den angeblich patriotisch-pathetischen Ton des Films angesprochen – eine Insinuation, die wohl auch nur deutsche Medien machen können –, gab er selbstbewußt zurück: „Von unserer Fahne tropft kein Blut mehr.“ Bei der Fußball-Weltmeisterschaft 2006, unserem „Sommermärchen“, habe er auch eine schwarzrotgoldene Flagge vom Balkon gehißt.

Eigentlich nicht der Rede wert und eine europäische Normalität. Nicht so für die Bundeskanzlerin. Auf der Wahlparty im Konrad-Adenauer-Haus ließ sie sich inmitten ihrer Getreuen feiern. CDU-Generalsekretär Hermann Gröhe wird die Deutschlandfahne gereicht. Noch ehe der richtig begreift, wie ihm geschieht, entwindet ihm Merkel blitzschnell den Dreifarb und läßt ihn mit einem leichten Kopfschütteln am Bühnenrand verschwinden. Der auf Video festgehaltene Gesichtsausdruck von „Mutti“ sieht aus wie „Ach, Jungs, laßt doch den Unfug“ und spricht Bände über ihr Verhältnis zur Nation.

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