© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  42/13 / 11. Oktober 2013

Ob Rote oder Grüne mitregieren, ist eigentlich unwichtig
Mehr Ehrlichkeit
Jürgen Liminski

Wir sollten bei der Frage der Vereinbarkeit von Familie und Beruf ehrlicher sein“, sagt die scheidende Familienministerin Kristina Schröder und spricht gelassen eine Selbstverständlichkeit aus, die die gesamte politische Klasse angeht und über die Familienpolitik hinausweist. Denn Ehrlichkeit ist derzeit Mangelware im öffentlichen Diskurs. Es ist sicher nicht leicht, offen und ehrlich zu sein, wenn man mitten im Pokerspiel um die künftige Koalition steht. Denn ob nun Schwarz-Grün oder Schwarz-Rot die Farben der künftigen Regierung sein werden, ist noch völlig offen.

Es geht aber, und hier beginnen die Mängel an Ehrlichkeit, auch gar nicht so sehr um „gemeinsame Schnittmengen“ oder Annäherungen in der Sache, sondern schlicht um Macht und Machtperspektiven. Dabei ist klar, daß es mit den kleineren Grünen mehr Beute (Ämter, Posten) an die eigenen Leute zu verteilen gibt als mit einer SPD, die sich zudem noch Optionen offenhalten kann.

Man muß die Wahrheit auch wollen, meinte schon Max Weber und dazu bedarf es manchmal auch einer Portion Mut. Dieser Mut fehlt, weil es an eigenen Positionen mangelt. Wozu soll man stehen, was soll man wollen, wenn Wahrheiten beliebig sind? So gesehen ist es auch egal, welche Farbkombination am Ende in den Berliner Ministersesseln sitzt.

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