© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  42/13 / 11. Oktober 2013

Finanzpolitischer Horrorfilm
EUpoly: Eine Fernsehdokumentation zeigt, wie die Euro-Krise entstehen konnte und was nun droht
Toni Roidl

Im Jahr 2002 wurde der Euro als offizielle Währung eingeführt, begleitet von rosigsten Zukunftsversprechen der Politik. Dabei wußte niemand, was wirklich passieren würde. Die Währungsunion ungleicher Volkswirtschaften war ein gigantisches Experiment. Seitdem knallt, kocht und qualmt es im Euro-Labor – und es sieht nicht so aus, als hätten die Politiker den Reaktor noch unter Kontrolle.

Der Betriebswirt Jens Blecker aus Helmstedt hat zusammen mit Thomas Schad den Dokumentarfilm „EUpoly“ produziert. Es ist ein finanzpolitischer Horrorfilm. Blecker betreibt iknews.de. Mit rund einer Million Aufrufe pro Monat zählt diese Seite zu den bedeutenden alternativen Nachrichtenportalen im Internet, auch wenn Kritiker Blecker die Verbreitung von Verschwörungstheorien vorwerfen.

In „EUpoly“ zeichnen die Autoren die Geschichte des Euros nach. Dazu werden Beteiligte und Beobachter interviewt. Zu Wort kommen unter anderem der Börsenmakler Dirk Müller (Mister Dax), der frühere Chefreporter bei Welt Online und Volkswirt Günther Lachmann sowie der ehemalige BDI-Präsident Hans-Olaf Henkel. Des weiteren der Börsenprophet Marc Faber, der frühere slowakische Parlamentspräsident Richard Sulik, der US-amerikanische Fondsmanager Jim Rogers sowie die Ökonomen und Verfasser des Spiegel-Bestsellers „Der größte Raubzug der Geschichte“, Matthias Weik und Marc Friedrich.

Henkel wandelte sich vom „enthusiastischen Euro-Befürworter“ zum schärfsten Kritiker. Auch Richard Sulik, damals noch Berater des slowakischen Finanzministers, war von der Einführung des Euro begeistert: „Ich glaubte einfach an den Artikel 125 des Lissabon-Vertrages.“ Dieser lautet: Jedes Land haftet für seine Schulden selbst. Damit begann eine Lawine von Vertragsbrüchen durch Regierungen.

Beispiel: Der erste Rettungsschirm EFSF. Er sollte befristet sein, nur Länder, aber keine Banken retten und nur an Länder gezahlt werden, die rückzahlungsfähig sind. Alle drei Versprechen wurden innerhalb eines halben Jahres gebrochen! Sulik sagt, es sei ihm schleierhaft, wie EU-Politiker die eigenen Regeln nach Belieben brechen können und mutwillig volkswirtschaftliche Schadensmaximierung betreiben: „Das ist ein Demokratiedefizit der EU, aber diese Leute hat sowieso niemand gewählt.“

Der Film greift auch ein Dauerargument der Euro-Befürworter auf: Deutschland profitierte wegen seiner Exportgewinne vom Euro. Wirklich? Die exportorientierte Industrie profitiert tatsächlich – aber Deutschland? Der deutsche Steuerzahler haftet für die wirtschaftlichen Bankrotte, die deutsche Exporte in den südlichen Ländern auslösen, und für Exporte, die nicht bezahlt werden. Die Exportgewinne werden durch sinkende Reallöhne finanziert. „Wir bezahlen unsere Exporte gewissermaßen selbst. Das ist ökonomischer Wahnsinn“, schimpft Henkel.

„Den größten und entscheidenden Fehler“, findet Henkel, habe Merkel gemacht „als sie die Brandmauer zwischen dem deutschen Steuerzahler und seinen Enkeln und ausgabefreudigen Politikern eingerissen hat.“ Damit meint er die No-Bailout-Klausel, die untersagte, daß EU-Mitglieder in finanzielle Not geratene Länder unterstützen.

Im Zeitraffer des Films wird noch einmal deutlich, wie die erste Griechenlandhilfe in nur einer Woche ohne Debatte und ohne Information durchs Parlament gepeitscht wurde. Bezeichnend sind Interviewszenen mit Politikern nach der Abstimmung: Ob sie eigentlich wüßten, über was sie da eben abgestimmt haben, um wieviel Geld es ging und wer das Geld bekommt? Räuspern, Stammeln, Schweigen, Ausweichen.

Was jetzt gerade passiert, ist ein Gau. Wir sind auf einer eingeseiften abschüssigen Bahn in die Inflationsunion, so der Tenor. Das ist nicht weniger als der Putsch eines gesetzlosen Systems. Die Gesamtschulden wachsen schneller als die Bruttosozialprodukte. Europa garantiert gesamtschuldnerisch, aber nur Deutschland hat Geld. Wenn Garantien tatsächlich fällig werden, ist der deutsche Sparer am Ende. 800 Milliarden aus dem Target 2-Programm können wir schon abschreiben, denn keine Volkswirtschaft des Südens hat die Kraft, diese Summen zurückzuzahlen – und wohl auch nicht die Absicht. Das Geld ist weg, aber Politiker faseln von einer Stabilitätsunion.

Währungsspekulant Jim Rogers gibt keinen Pfifferling mehr auf den Euro. Er sagt: „Ich glaube nicht, daß der Euro überlebt.“ Doch die EU treibt die Mitgliedsländer durch die Finanzunion zu einer politischen Union – ohne demokratische Legitimation. Es entsteht eine Diktatur drittklassiger Politiker unter der Fuchtel der Finanzkonzerne. Teilweise sogar in Personalunion: EZB-Präsident Mario Draghi war vorher Vizepräsident von Goldman Sachs und ist Vorstandsmitglied der Zentralbank der Zentralbanken. Italiens früherer Ministerpräsident Mario Monti war zuvor Berater von Goldman Sachs. Der Film zeigt ein Zitat von Horst Seehofer: „Die, die entscheiden, sind nicht gewählt, und die, die gewählt sind, haben nichts zu entscheiden.“

EUpoly. Die zweistündige Dokumentation wird von IK-News Multimedia vertrieben. DVD mit Bonusmaterial: 19,99 Euro.

www.eupoly.com

Foto: Karten auf den Tisch: EUpoly zeigt, was Staatssender wie ARD und ZDF jahrelang verschwiegen haben

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