© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  43/13 / 18. Oktober 2013

Lesereinspruch

Zurück zu Humboldt

Zu: „Ausbildungsziel Selbstvermarktung“ von Oliver Busch (JF 41/13)

Wenn also auch die Neomarxisten an den Hochschulen des deutschsprachigen Raums zu der Einsicht kommen, „Staat und Nation“ seien „nur Agenturen des Kapitals“, welche der „mit Bologna angepeilten umfassenden Systemrevision des Bildungssektors freie Bahn geben“, folgt doch daraus, das gesamte Bildungssystem dem Staat zu entziehen und in die Freiheit und Unabhängigkeit zu entlassen. Wer das staatliche Schulsystem beibehalten will, möchte über die „Agentur Staat“ Einfluß auf die angeblich freien Lehrer nehmen. Bildung und Erziehung können grundsätzlich nicht Sache des Staates sein.

Ausgerechnet Wilhelm von Humboldt wies in seiner Schrift „Ideen zu einem Versuch, die Grenzen der Wirksamkeit des Staats zu bestimmen“ darauf hin, daß dem Staat „nicht die Sorgfalt für das positive Wohl der Bürger“ obliege. Der Staat muß auf seine eigentliche Aufgabe, für innere und äußere Sicherheit zu sorgen, reduziert werden und Wirtschaft und Kultur unter eigener Verwaltung in einem entsprechenden rechtlichen Rahmen eine relative Unabhängigkeit erlangen.

Herbert Ludwig, Pforzheim

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