© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  43/13 / 18. Oktober 2013

Generäle protestieren gegen Bildersturm
Bundeswehr: Kritik an Anweisung des Verteidigungsministers
Hans-Joachim von Leesen

Verteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU) hat Post bekommen. Doch an dem Schreiben von 32 ehemaligen Generälen der Bundeswehr dürfte der oberste Befehlshaber der Bundeswehr in Friedenszeiten nicht viel Freude haben.

In dem Brief, der der JUNGEN FREIHEIT vorliegt, geht es um die Weisung des Ministers an den Kommandeur des Ausbildungszentrums im niedersächsischen Munster, den seit vielen Jahrzehnten existierenden Ehrenhain für die gepanzerten Verbände so umzugestalten, daß man aus ihm nicht schließen kann, die Bundeswehr sehe sich auch in der Tradition der Panzertruppe der Wehrmacht (JF 42/13).

Anlaß war ein „lächerlich unbedeutender Vorfall“, wie es in dem Brief der Generäle heißt, am Volkstrauertag 2012. Nach dem Ende der offiziellen Trauerfeier hatte ein Zivilist im Ehrenhain auf der Mundharmonika das „Treuelied der SS“ gespielt und einen Blumenstrauß niedergelegt, auf dessen Schleife Panzerdivisionen der Waffen-SS genannt wurden. Die Szene war von einem Kamerateam des Rundfunks Berlin-Brandenburg (RBB) aufgenommen worden und in dem Magazin „Kontraste“ verwendet worden als Beleg für die Behauptung, die Bundeswehr pflege „eine unselige Tradition“.

Diese tendenziöse Darstellung veranlaßte den Verteidigungsminister, anzuordnen, der Kommandeur des Ausbildungszentrums möge dafür sorgen, daß „solche Fehlinterpretationen künftig auszuschließen“ seien. Nun werden die Gedenksteine für die Divisionen der Wehrmacht auf dem Ehrenhain entfernt, der nur noch der Bundeswehr gewidmet sein soll. Daneben wird in gehöriger Entfernung eine neue Gedenkstätte entstehen, an der man Kränze zur Erinnerung an die Gefallenen des Zweiten Weltkrieges niederlegen kann. Namen von Einheiten dürfen nicht erwähnt werden.

Diese Regelung betrachten viele als eine Distanzierung und Diffamierung. Die Verärgerung und Verbitterung schlug sich in dem Brief an „Herrn Thomas de Maizière, Bundesminister der Verteidigung“ nieder. In ihm bitten die Unterzeichner den Minister, er möge die Entscheidung, „den Ehrenhain der Kaserne Panzertruppenschule einzuebnen, rückgängig machen“. Sie erläutern ihre Bitte unter anderem mit den Sätzen: „Wenn schon die Mehrheit des deutschen Volkes seine in den Kriegen gefallenen Soldaten vergißt und in vielen Kirchen die Gedenktafeln mit den Namen der Kriegstoten entfernt werden, ist es zumindest die Anstandspflicht der heutigen Soldaten, ihrer gefallenen Vorgänger zu gedenken und ihnen eine ehrende Erinnerung zu erweisen.“

Der Brief schlägt einen Bogen zu den Kampfeinsätzen, zu denen das Parlament in der jüngsten Vergangenheit die Soldaten der Bundeswehr entsandt hat und die zahlreiche gefallene und verunglückte Soldaten zur Folge hatten: „Die politische Entscheidung zur Zerstörung des Ehrenhains zeigt heutigen Soldaten überdies, was ihren in Afghanistan gefallenen Kameraden blüht, wenn sich in ein paar Jahren in Deutschland die Erkenntnis durchsetzt, daß diese nur die Bauernopfer in einem ebenso nutzlosen wie erfolglosen fremden Bürgerkrieg gewesen sind.“ Und weiter: „In einem Land, in dem seit einiger Zeit mit Steuergeldern Gedenksteine für Deserteure errichtet werden, wirkt das dienstlich angeordnete Abbauen von Gedenkstätten für die Soldaten, die ihre Pflicht bis in den bitteren Tod hinein erfüllt haben, wie ein Faustschlag des Verteidigungsministers in das Gesicht seiner Soldaten.“

Die Verfasser des Protestschreibens weisen darauf hin, daß mit der Einbeziehung der Panzerverbände des Zweiten Weltkrieges in die Totenehrung auf dem Gelände des Ausbildungszentrums keineswegs gegen irgendwelche Regelungen verstoßen worden sei, der Verteidigungsminister also seine Anordnung offenbar nur als „Angstreaktion“ auf die Fernsehsendung getroffen habe. Wenn der Abriß der Gedenksteine der Wehrmachtsdivisionen der ureigensten Intention des Ministeriums entsprechen sollte, so die Briefschreiber, dann wäre das „ein klares Signal an junge Idealisten und Patrioten in Deutschland, sich dem Staat nicht mehr für den Militärdienst zur Verfügung zu stellen“. Der Brief schließt mit der „inständigen Bitte, die Zerstörung des Ehrenhains in der Kaserne Panzertruppenschule in Munster rückgängig machen zu lassen“. Eine Antwort lag bei Redaktionsschluß noch nicht vor.

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