© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  43/13 / 18. Oktober 2013

Einsichten eines Aussteigers
Großbritannien: Der Rücktritt des English-Defence-League-Chefs Tommy Robinson sorgt in der rechten islamkritischen Szene für erhebliche Unruhe
Wolfgang Stach

Der Kampf geht weiter. Wir lassen uns nicht unterkriegen.“ Mit diesen Worten reagierten Offizielle der English Defence League (EDL) bei einer Demonstration ihrer Organisation gegen Islamismus in Bradford auf den überraschenden Rücktritt ihrer beiden Vorsitzenden Tommy Robinson (bürgerlich Stephen Yaxley-Lennon) und Kevin Carroll.

Die beiden hatten für alle völlig überraschend in der vergangenen Woche ihren Rücktritt erklärt und diesen damit begründet, in der EDL befänden sich zu viele Rechtsextremisten, mit denen sie sich nicht mehr identifizieren könnten. Doch Robinson ging noch weiter: Auf einer Veranstaltung der Quilliam-Organisation, einer moslemischen Organisation, die von der britischen Regierung mitfinanziert wird, erklärte der frühere EDL-Vorsitzende, er sei für ein friedliches Zusammenleben aller Kulturen. Gleichzeitig entschuldigte er sich bei den Moslems für seine frühere verallgemeinernde Kritik.

Sprecher von Quilliam betonten, ihre Organisation habe Robinson und Carroll bei ihrem Schritt unterstützt und hoffe, daß sich dies positiv auf die Einstellung vieler bislang moslemkritischer Engländer auswirke. Quilliam wurde 2008 von drei früheren Mitgliedern der islamistischen Organisation Hizb ut-Tahrir gegründet, die sich für die Vereinigung aller moslemischen Länder unter Scharia-Gesetzen ausspricht.

Besonders scharf kritisiert wurde der Schritt Robinsons und Carrolls vom Vorsitzenden der politischen Bewegung Britain First, Paul Golding. In seinen Augen ist dies ein Betrug an den rund 100.000 EDL-Mitgliedern (darunter etwa 30.000 Aktive), die jahrelang zusammen mit den beiden nun ausgeschiedenen Männern Hand in Hand für ein islamfreies England, gegen den stets steigenden Einfluß der Moslems und gegen die Scharia gekämpft hatten. Golding ging sogar so weit zu behaupten, die beiden Abtrünnigen hätten die Daten aller EDL-Mitglieder und -Sympathisanten mitgenommen und diese seien nun im Besitz von Quilliam und anderer linksextremer Gruppierungen. Auch fragt Golding, was denn mit den vielen Geldern passiert sei, die an die EDL gespendet wurden, für die es aber keinerlei öffentliche Nachweise gebe.

Der Britain-First-Chef nutzte die Gunst der Stunde und wies darauf hin, daß seine Partei den Kampf gegen den Islamismus forcieren werde. Golding betonte aber, unter seiner Führung werde kein extremistisches, alkoholisiertes oder asoziales Verhalten geduldet.

Auch die British National Party (BNP) versucht, von der EDL-Krise zu profitieren. Auf ihrer Internetseite schreibt die Partei, „Neo-Cons und zionistische Faschisten“ hätten den Stöpsel gezogen, um den Untergang der EDL herbeizuführen. Die BNP werde aber ihren Kampf gegen den Islamismus weiterführen, und man hoffe dabei auf die Unterstützung der EDL-Mitglieder, erklärte ihr Vorsitzender Nick Griffin.

Die EDL setzt dagegen auf Geschlossenheit und weist vehement die Vorwürfe zurück, Rassisten und Neonazis in ihren Reihen zu akzeptieren. Man werde auf jeden Fall weitermachen: „Wir werden auf jeden Fall den militanten und extremen Islamismus weiter bekämpfen.“

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