© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  43/13 / 18. Oktober 2013

Blick in die Medien
Kriminelles Gestrüpp beim MDR vor Gericht
Toni Roidl

Die ARD-Sender werben für die Erhebung von Rundfunkgebühren mit dem Slogan „Ohne Mäuse keine Maus“. Soll heißen, ohne „Demokratieabgabe“ kein Qualitätsfernsehen. Schließlich kostet eine Minute Tatort-Dreh über 15.000 Euro, wie neulich gemeldet wurde. Manchmal wird das Geld der Bürger aber auch noch für andere Ausgaben verwendet.

Der frühere MDR-Unterhaltungschef Udo Foht soll jahrelang illegal Geldflüsse umgeleitet haben. Das sagt die Staatsanwaltschaft Leipzig, die gegen Foht wegen Betrug, Untreue, Bestechlichkeit und Steuerhinterziehung ermittelt. Nach den Ermittlungen der Behörde soll Foht ein ausgeklügeltes Filz-System im Sender aufgebaut haben.

Laut der Anklageschrift hat der TV-Manager seit 2003 den mitangeklagten freien Mitarbeiter Carsten Weidling aus Mitteln des Senders finanziell unterstützt. Als Weidlings Vertrag mit dem MDR 2005 vom Sender gekündigt wurde, soll der Unterhaltungschef die Zahlungen weiterhin geleistet haben. Weidling wird vorgeworfen, die Zahlungen erpreßt zu haben. Er bestreitet alles.

Das Geld hat sich Foht angeblich von drei Produktionsfirmen geliehen, „unter Vortäuschung einer kurzfristigen Rückzahlungsbereitschaft und -fähigkeit“, sagt Oberstaatsanwalt Lutz Lehmann. Als die versprochene Rückzahlung ausblieb, überlegten deren Geschäftsführer, wie sie wenigstens einen Teil der insgesamt rund eine Viertelmillion Euro wiedersehen könnten. Der Trick bestand darin, überhöhte Rechnungen an den MDR zu stellen, die der öffentlich-rechtliche Sender tatsächlich bezahlte. Gegen einen Geschäftsführer wird wegen Bestechung, gegen die anderen wegen Beihilfe zur Untreue ermittelt.

Ein Termin für die Hauptverhandlung soll bald anberaumt werden. Die Gebührenzahler sollten sich nicht ärgern. Es geht ja nur um eine Viertelmillion. Das reicht gerade mal für eine Viertelstunde Tatort. Also alles nur „Peanuts“.

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