© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  43/13 / 18. Oktober 2013

Geld ist mehr als ein Zahlungsmittel: Höhere Bereitschaft zur sozialen Kooperation
Die alternative Stimulanz
(wk)

Moderne Gesellschaften sind essentiell auf Geld angewiesen – und zwar auch weit jenseits seiner rein wirtschaftlichen Funktion als Zahlungsmittel. Das jedenfalls behaupten die Makroökonomen Gabriele Camera, Marco Casari und Maria Bigoni (Universität Basel bzw. Bologna) nach der Durchführung eines aufwendigen Spieleexperimentes mit 448 Probanden (Economics Letters, Nr. 118). Dieses habe eindeutig gezeigt, daß ohne einen universell einsetzbaren Gegenwert die Bereitschaft zur sozialen Kooperation in größeren Gruppen auf dramatische Weise sinke, bis am Ende eine komplette Handlungsunfähigkeit eintrete. Das Ergebnis ihres Experimentes erklären die drei Forscher mit der Stammesentwicklung des Menschen: Der Homo sapiens habe zunächst lange Zeit in prekär situierten Kleingruppen gelebt, in denen eine soziale Kooperation aus Gründen der Überlebenssicherung notwendig gewesen sei. Falle die unmittelbare Existenzbedrohung weg, wie eben in modernen Gesellschaften, müsse das Geld als alternatives Stimulans wirken. Letzteres fördere die Kooperationsbereitschaft sogar, wenn es gar keinen realen Wert habe und sich seine Funktion darauf beschränke, als abstraktes Belohnungsinstrument zu fungieren. Diese These wäre dann allerdings noch in der Praxis zu beweisen, beispielsweise nach dem Euro-Crash.

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