© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  43/13 / 18. Oktober 2013

Umwelt
Politische Ökologie
Heiko Urbanzyk

In deutschen Behörden wiehert nicht nur der Amtsschimmel, neuerdings breiten sich auch Gesundheitsbewußtsein, Sparsamkeit und Wirtschaftsethik aus. So bestellte das Bayerische Landesamt für Steuern 12.000 japanische Tintenstrahldrucker und mustert seine südkoreanischen Laserdrucker aus. Zuvor ersetzte bereits das Niedersächsische Justizministerium seine 4.000 Tonerschleudern. Laserdrucker – schnell, langlebig, es war die Königsklasse für Büros, in denen noch richtig mit Papier gearbeitet wird. Doch fielen die Geräte durch ihr Aufkommen an Ultrafeinstaub im sogenannten Nanobereich negativ auf. Pikant: Die Samsung-Modelle tragen den „Blauen Engel“, jedoch nach altem Standard, der Ultrafeinstaub noch nicht messen konnte. Damit ist ab 2014 dank neuer Grenzwerte Schluß. Die Partikel können sich nämlich in der Lunge ablagern, durch Zellmembranen in die Blutbahn gelangen und die Blut-Hirn-Schranke durchqueren. Erbgutveränderungen und Entzündungen sind bisher nachgewiesene Folgen.

Welcher Staat kann sich schon kranke Beamte leisten? Tintengeräte sollen es nun richten. Das entpuppt sich sogar als wirtschaftlich sinnvoll: Die neuesten Epson-Modelle schaffen mit einer Patrone gut 10.000 Seiten und hängen die Lasergeräte klar ab. Totalitärer ist hingegen der rot-grüne Pfad in NRW. Öffentliche Aufträge ab 500 Euro dürfen laut neuem Vergabegesetz nur nach sozialen und ökologischen Standards vergeben werden. Das bedeutet: Kein iPhone mehr für den Bürgermeister, weil „Made by Arbeiterausbeutung in China“ und keine Blumen, wenn „Made by Zwangsarbeit in Ägypten“. Das ist gut gemeint, aber unpraktikabel für kleine Firmen, die zwar den ethischen Anforderungen entsprechen, sich aber nicht durch 60 Seiten Gesetz und 15 Vordrucke kämpfen wollen. Und wer profitiert davon, daß nun die Zahl der Bieter in öffentlichen Vergabeverfahren sinkt?

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