© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  43/13 / 18. Oktober 2013

Leserbriefe

Zum Titelthema: „‘Eure Blätter lese ich nicht mehr!’“, im Gespräch mit Hannes Jaenicke, JF 43/13

Keiner gibt die Rechte zurück

Hätte man doch dieses Interview nicht gelesen! „Ratzinger“-Verehrer werden in die böse Ecke geschoben. Und ich frage mich, ob Leser, die Fäkalsprache nicht schätzen, für Herrn Jaenicke vielleicht auch „Rechte“ sind?

Joachim Schliemann, Aumühle

 

 

Zu: „Die Macht des Wortes“ von Thorsten Hinz, JF 43/13

Nicht aus der Art geschlagen

Der Begriff „Entartung der Demokratie“ ist in Ordnung. Der Mißbrauch dieses Wortes bei den Nationalsozialisten („entartete Kunst“) sagt nichts gegen das Wort an sich. Wie sagten doch die alten Römer: „Abusus non tollit usum“ – der Mißbrauch einer Sache schließt ihren guten Gebrauch nicht aus. Übrigens verwendete auch Marion Gräfin Dönhoff, damals Herausgeberin der Zeit, Ikone der Mainstream-Medien, dieses Wort. In ihrem 1997 erschienenen Buch „Zivilisiert den Kapitalismus!“ spricht sie von einer zunehmenden „Entartung“ der Marktwirtschaft: „Wenn der Markt kritiklos idealisiert wird, dann entartet das Ganze mit der Zeit zum ‘Catch-as-catch-can’“. An diesem Sprachgebrauch hat natürlich niemand Anstoß genommen. Es war ja Gräfin Dönhoff, nicht Bernd Lucke.

Dr. Christian Ottemann, Oldenburg i.H.

 

Von Nordau bis zu Meisner

Wenn Professor Bernd Luckes Formulierung von der „Entartung der Demokratie“ beanstandet wird, wäre unter anderem auf den Juden Max Nordau zu verweisen, der den Begriff der „Entartung“ einst durch sein gleichnamiges Buch prägte und kultivierte. Auch der Kölner Kardinal Joachim Meisner sprach in seiner Predigt vom 19. September 2007 von „kultureller Entartung“. Es ist ersichtlich, daß AfD-Sprecher Lucke in die verschiedenen Talkshows nur mit dem Hintergedanken eingeladen wird, ihn am Ende vorzuführen.

Heinrich Riedl, Nürnberg

 

 

Zu: „Wochenzeitung für Debatte“ von Dieter Stein, JF 42/13

Machen Sie weiter so!

Mancher „Relaunch“ ist schlecht wie dieser Begriff. Doch möchte ich Ihnen gratulieren: Die Überarbeitung der JF ist eine echte Weiterentwicklung. Vor allem gilt dies für den neuen Untertitel: „Wochenzeitung für Debatte“. Genau das ist es! Das, was hierzulande im Zuge der unseligen „PC“ immer weniger stattfindet, woran es unserem Land derzeit gebricht. Nehmen wir den Aufmacher dieser Ausgabe als Beispiel: Hannes Jae­nickes Umweltelogen widersprechen meiner Auffassung nahezu diametral. Doch er muß das Recht haben, sie zu äußern! Machen Sie weiter so! Die langsam, aber stetig steigenden Auflagenzahlen zeigen, daß Sie auf einem guten Weg sind. Mehr Debatte, mehr Freiheit.

Yan C. Steinschen, Bielefeld

 

 

Zum FDP-Richtungsstreit: „Schäffler steht nicht allein“ von Detlef Kühn, JF 42/13 & „Markanter werden“ von Holger Zastrow, JF 41/13

Es fehlt die kritische Stimme

Es ist auch die Schuld der zunehmend sozialdemokratischen und opportunistischen CDU, daß sie jetzt keinen bürgerlichen Partner mehr hat. Ihr fehlt damit zudem das marktwirtschaftlich kompetente Element einer FDP. Das CDU-Tafelsilber wird nun mehr und mehr an einen linken Koalitionspartner verscherbelt. Es gilt für die FDP, sich neu aufzustellen und dem Zeitgeist abzuschwören. Im Bundestag fehlt heute eine relevante europa- und energiepolitisch kritische Stimme.

Frank von Hoyningen-Huene, Dresden

 

 

Zu: „Richtungsstreit in der AfD / Zerreißprobe“ von Dieter Stein, JF 42/13

Abfall von eigener Programmatik

Wird Bernd Lucke noch massiver bedroht als bisher? Dies erklärte wenigstens den immer sichtbarer werdenden Opportunismus des AfD-Bundesvorstandes. Solche Entscheidungen, wie das Ausladen eines islamkritischen Redners, die diskriminierenden oder ausschließenden Prüfungsverfahren für Antragsteller verschiedener Kleinparteien auf Mitgliedschaft oder auch das Übernehmen sprachlich diffamierender Argumente der Political Correctness sind mit der ursprünglichen Programmatik kaum mehr vereinbar.

Es ist nicht verständlich, daß „von oben“, noch bevor die Programmdiskussionen in den Basisorganen überhaupt begonnen haben, solche Diktate festgelegt werden. Der Wahlslogan „Mut zur Wahrheit“ wird zur Farce. Lucke ist eben Hochschullehrer und kein Politiker. Aber er wird lernen müssen, daß er hier nicht im Hörsaal doziert, sondern daß eine Partei und vor allem deren Mitglieder einen ganz anderen Umgang und Führungsstil erfordern. Die Empörung an der Basis über solche angeordneten Verhaltensregeln ist groß, und es wird vielfach signalisiert, daß sich Partei­gliederungen diesen massiv widersetzen werden. Herr Lucke oder auch der Bundesvorstand, der sich nach vagem Entgegenhalten ihm untergeordnet hat, sind nicht die Partei, sondern das sind deren Zehntausende Mitglieder und Sympathisanten, die an den Idealen des Berliner (Gründungs-)Programms festhalten und sich jetzt frei von Bevormundung in die inhaltliche Profilierung dieser politischen Kraft einbringen wollen.

Frank W. Heine, Seelitz

 

Eine fatale Fehlentscheidung

Die AfD kommt jetzt an einen kritischen Punkt. Einerseits die wenig überraschende Hetze der gleichgeschalteten Medien, die jedes gesprochene Wort nach vermeintlich rechtsradikalen Inhalten durchforsten und, wen wundert es, nach ihrer Lesart auch fündig werden, andererseits die Beibehaltung alternativer Inhalte, die gerade nicht ausgrenzen, sondern enttäuschte Wähler anziehen. Die Entscheidung, keine ehemaligen Mitglieder kleiner Rechtsparteien aufzunehmen, ist eine fatale Fehlentscheidung. Die AfD wird dadurch nichts gewinnen. Glaubt Lucke wirklich, der Spiegel oder „Frontal 21“ würden nun applaudieren? Die Hetze wird so oder so weitergehen. Richtig wäre es, den ehemaligen REPs und Co. eine neue Heimat zu geben, eingebunden in einer Partei, die ihr Augenmerk auf die politische Mitte richtet und den sogenannten Bürgerlichen eine Alternative bietet. Viele Konservative sehnen sich nach einer politischen Kraft, die ihnen eine Stimme gibt, unser Parlament benötigt dringend eine konservative Partei.

Indem auch die AfD den „Kampf gegen Rechts“ aufnimmt, verschreckt sie die Wähler und wird irgendwann nicht mehr gebraucht. Ich wünsche der Parteispitze den Mut, politisch unkorrekt zu integrieren und nicht auszugrenzen!

Sebastian Deffner, Lüneburg

 

Rechtsaußen wäre Selbstmord

Man muß die Reaktion Luckes und der AfD im Kontext einer Lage sehen: CDU, FDP und große Teile der Medien versuchen seit dem 22. September, die AfD systematisch in eine Rechtsaußen-Ecke zu manövrieren. Damit ist ihre Gesellschaftsfähigkeit erledigt. Es ist nachvollziehbar und richtig, daß die Partei derzeit alles tut, um diesem Ziel entgegenzuwirken. Die Partei selbst nach rechts zu rücken, wäre in dieser Situation selbstmörderisch. Am wichtigsten ist, daß Lucke und seine Mitstreiter zusammenstehen und durchhalten!

Georg Meier, Düsseldorf

 

 

Zu: „Sektierer müssen draußen bleiben“ von Marcus Schmidt, JF 42/13

Zu Recht im rechten Spektrum

Das permanente Bemühen der AfD, sich von „rechts“ zu distanzieren, läßt nur den Schluß zu, daß sich die AfD bei einem höheren Einfluß, zum Beispiel im Europaparlament, wie die Grünen langsam dem Mainstream anpassen werden. Mit ihren bürgerlichen Mitgliedern, der Euro-Kritik und dem restriktiveren Einwanderungssystem steht die AfD im Spektrum rechts – und das sollte sie einfach zugeben, anstatt sich von linken Schlagworten beeindrucken zu lassen oder reflexartig „Kritik“ von sich zu weisen. Die Deutschen müssen lernen, daß „rechts“ ein normales bürgerliches Spektrum ist, und dort steht die AfD. Übrigens gibt es in Norwegen eine nicht ganz einflußlose Partei, die „Høyre“ heißt. Ein Blick ins Wörterbuch hilft. Dahinter verbirgt sich übrigens keine extremistische Klein-, sondern eine Volkspartei.

Gregor Badeda, Halle (Saale)

 

 

Zu: „Emotionale Wucht“ von Michael Paulwitz, JF 42/13

Ein Asyl zu Hause im Partykeller

Der Beitrag bringt es auf den Punkt: Heuchelei begleitet die aktuellen Flüchtlingsdramen im Mittelmeer. All die Journalisten, Radio- und Fernsehmoderatoren, Meinungsmacher, Kirchenvertreter, Politiker, Lobbyisten, EU- und NGO-Funktionäre, Betroffenheitsprofis, Menschenrechtler, Moralisten und Gutmenschen, die lauthals eine Lockerung der Einwanderungsbestimmungen fordern, sollten bei sich zu Hause im Partykeller, im Hobbyraum, in der Sauna, im Gästezimmer, im leer- stehenden Kinderzimmer oder der Doppelgarage zumindest einen Asylanten aufnehmen und für dessen Lebensunterhalt aufkommen.

Sofort wäre das Problem der Unterbringung gelöst, die ohnehin hoch verschuldeten öffentlichen Haushalte entlastet und die allseits beschworenen humanitären Ideale wären nicht nur billiges Lippenbekenntnis, sondern sichtbares Opfer christlicher Nächstenliebe. Wie sagt ein chinesisches Sprichwort? Der Idealismus wächst mit der Entfernung zum Problem. Solange die Folgen der Armuts­einwanderung über die bewährten staatlichen Umverteilungsmechanismen auf andere – den Normalbürger, Steuerzahler und Stadtrandbewohner – abgewälzt werden, werden die heuchlerischen Politikerphrasen nicht verstummen.

Matthias Schneider, Speyer

 

Glaubenswelt der Gutmenschen

Nur unbedarfte Gutmenschen glauben, das Flüchtlingsproblem durch mehr Einwanderung lösen zu können. Wir würden von Wirtschaftsflüchtlingen erdrückt werden.

Herbert Gaiser, München

 

 

Zu: „Zwischentag mit Mißtönen“ von Henning Hoffgaard, JF 42/13

Wasser auf die PC-Mühlen

Ich finde es schade, daß die JF am „Zwischentag“ nicht teilgenommen hat und damit Wasser auf die Mühlen der grünroten Tugendwächter gießt. Genau das wollen diese Jakobiner: daß sich auf der konservativen, rechten, nationalen Seite jeder gegen jeden abgrenzt. Lucke gegenüber der „Freiheit“, die JF gegenüber dem „Zwischentag“ etc. Schlimm finde ich auch, daß die JF sich zusehends vom Abstammungsprinzip ab- und dem Staatsbürgerprinzip zuwendet.

Jürgen Imber, München

 

 

Zu: „Im Spiegel Goethes sich selbst verstehen“ von Felix Dirsch, JF 42/13

Goethe von Boyle und Grimm

Der kritische Unterton in Felix Dirschs Besprechung von Rüdiger Safranskis Buch „Goethe. Kunstwerk des Lebens“ trifft meine Irritation nach der Lektüre dieser Biographie sehr gut. Das soll also das Ergebnis sein, wenn sich eine so geistvolle Person der Gegenwart mit Goethe und besonders mit seinem Versuch des Lebens-Kunstwerkes befaßt? Bisweilen entsteht der Eindruck, Safranski befinde sich geradezu auf der Flucht vor Goethes Leben, besonders bei der zusammengestauchten Schilderung der Italienischen Reise auf kleinstem Raum. Abgesehen davon, daß man sich bald mit Nicholas Boyles drittem Goethe-Band wird trösten können (die Fortführung der bisherigen Qualität unterstellt), kann der interessierte Leser seit kurzem auch wieder auf das berührende Buch des Literaturhistorikers Hermann Grimm zurückgreifen. Der Hamburger Servus-Verlag hat seinen Titel, „Das Leben Goethes“, als Nachdruck aufgelegt. Hermann Grimm, Sohn Wilhelms und Neffe Jacob Grimms, Schwiegersohn Bettina von Arnims, hat mit seinen Berliner Vorlesungen 1874/75 die große Goethe-Renaissance eingeleitet, und es lohnt sich, auf seinen alten Spuren auf Goethe zuzugehen.

Manfred Brunner, München

 

 

Zur Meldung: „Volle Sozialleistungen für EU-Ausländer“, JF 40/13

Gesetzlicher Zusammenbruch

Bei Regelungen, nach denen Ausländer Deutschland einfach zu ihrem Lebensmittelpunkt erklären können, oder auch, daß Ausländer in Deutschland Kindergeld bekommen, ist doch klar, daß sie bis zum Zusammenbruch Deutschlands ausgenutzt werden können und niemals zu einem allgemeinen Gesetz taugen; diese Regelungen sind abzuschaffen.

Wolfgang Richter, Staudernheim

 

 

Zu: „‘Fünf, vielleicht sechs Prozent’“, im Gespräch mit Frauke Petry, JF 41/13

Herausragende Persönlichkeiten

Wer diese charmante junge Frau sieht und liest, wie sie engagiert und voller Hoffnung ihre Partei voranbringen will, ist begeistert von Frauke Petry. Eine promovierte Chemikerin und Unternehmerin ist bereit, sich in der Politik für unser Land einzubringen, da kann man nur dankbar sein. Jeder Moderator im Fernsehen müßte eigentlich scharf darauf sein, sie in seiner Sendung vorzustellen. Aber das darf wohl keiner, denn in unseren öffentlich-rechtlichen Sendern gibt es klare Vorgaben der etablierten Parteien. Hoffen wir, daß eines nicht zu fernen Tages im Fernsehen mehr unabhängiger, freier Journalismus Platz greift.

Dr. Edgar Umlauf, Garching

 

 

Zu: „Flieg, Gedanke, auf goldenen Flügeln“ von Markus Brandstetter, JF 41/13

Sprachliches Kunstwerk

Den Essay über Verdi zu lesen, war ein literarischer Genuß, weil er nicht nur nüchtern berichtete, sondern in Wortwahl und Satzbau ausgesprochen künstlerisch imponierte.

Dr. Hans-Peter Müller, Leipzig

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