© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  44/13 / 25. Oktober 2013

DVD: Der letzte Exorzismus II
Schwaches Drehbuch
Werner Olles

Der Mensch des Hochmittelalters war fasziniert von dem Gedanken einer Existenz reiner Geistwesen und suchte akribisch nach Erkenntniswegen, um sich ihrer zu vergewissern. Der moderne Mensch, der sich für aufgeklärt hält, hat nicht einmal mehr auch nur eine geringe Ahnung davon, geschweige denn einen intellektuellen Zugang.

Seit William Friedkins „The Exorcist“ aus dem Jahr 1973 ist viel Zeit vergangen. Dennoch gilt dieser Film zu Recht als jener Psychoschocker, der nicht nur seinem Thema mit den Mitteln des Horrorfilms beizukommen versuchte, indem er inszenatorisch virtuos mit Momenten des puren Schreckens operierte und an die im Unterbewußtsein vorhandenen Ängste des Zuschauers rührte, sondern dem es auch meisterhaft gelang, die spirituellen Dimensionen seines Sujets nicht außer acht zu lassen. Gerade dadurch entfaltet er seine unglaubliche Wirkung.

Natürlich rief dieser Erfolg zahlreiche Nachahmer auf den Plan. Von wenigen Ausnahmen abgesehen, wie etwa Scott Derricksons nach einer wahren Begebenheit inszenierter Film „The Exorcism of Emily Rose“ (2005), waren die allermeisten dieser Filme auf billige Effekte spekulierende Gruselspektakel mit antikatholischen Tendenzen auf unterstem Niveau. Dazu gehört auch Ed Gass-Donnellys „Der letzte Exorzismus – The next Chapter“ (2012), eine direkte Fortsetzung des Überraschungserfolgs „Der letzte Exorzismus“ aus dem Jahr 2010.

Die Geschichte der jungen Nell Sweezer (Ashley Bell), die als einzige Überlebende eines Exorzismus-Rituals tief traumatisiert in einem Haus für gefährdete junge Mädchen Zuflucht findet, überzeugt weder inszenatorisch noch dramaturgisch. Selbst der kleinste und unwichtigste Schockeffekt wird mit ohrenbetäubenden Geräuschen eingespielt; da ist keine Spur jenes langsam, aber stetig Einzug haltenden Schreckens und jener furchteinflößenden Atmosphäre, wie sie Friedkins Film so vorzüglich präsentierte.

„Der letzte Exorzismus – Part II“ kann sein schwaches Drehbuch nur schwer verbergen, und selbst die recht passable Darstellung von Ashley Bell in der Rolle der von Dämonen heimgesuchten Nell kann die Enttäuschung über diesen Film nicht wettmachen.

DVD: Der letzte Exorzismus – The next Chapter. Studio Canal, Berlin 2013, Laufzeit etwa 85 Minuten

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