© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  44/13 / 25. Oktober 2013

John Stuart Mills Aktualität: Ein Vorläufer Ludwig Erhards
Gegen den Wohlfahrtszwangsstaat
(wm)

Der britische Sozialphilosoph John Stuart Mill (1806–1873) zählt im angelsächsischen Kulturraum zu den Klassikern des Liberalismus. In Deutschland stieß sein Werk hingegen früh auf Ablehnung, da man ihn als Apologeten des „Manchesterkapitalismus“ wahrnahm und seine Gesellschaftsideale derart mit denen des Utilitarismus identifizierte, daß sich Nietzsches Spottwort vom „englischen Flachkopf“ festsetzte. Zu Unrecht, wie Gerd Habermann, Vorsitzender der Friedrich August von Hayek-Stiftung, aus Anlaß der seit 2012 erscheinenden neuen deutschen Mill-Ausgabe behauptet (Orientierungen zur Wirtschafts- und Gesellschaftspolitik, 1/2013). Vielmehr dürfe der „Demokratieskeptiker“ neue Aktualität in einer Zeit beanspruchen, die es mit der Perfektionierung der „Mehrheitstyrannei“ weit gebracht habe. Als Verteidiger von Eigentum und Freiheit wäre Mill heute Gegner der umverteilenden europäischen Sozialstaaten. Eine „soziale Zwangsversicherung“, die inzwischen über vierzig Prozent des Bruttoeinkommens „wegsteuert“ und damit tief in individuelle Lebensgestaltungen eingreife, würde ihm unvollstellbar erscheinen. Gegen diesen „Wohlfahrtszwangsstaat“ entwickle Mill eine freiheitliche Sozialpolitik, die im Sinne Ludwig Erhards eine „Eigentümergesellschaft“ und einen „Volkskapitalismus“ anstrebe, mit Produktivgenossenschaften als dominanter Unternehmensform.

www.ludwig-erhard-stiftung.de

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