© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  44/13 / 25. Oktober 2013

Haltungsnote
Väter und Söhne
Christian Rudolf

Abgründig, grausam und ungemein anziehend – so erschien Schauspielerlegende Alain Delon dem Kinopublikum. Als dunkler Charakter, als „eiskalter Engel“ im Trenchcoat. Heute lebt der 77jährige nach einer wildbewegten Biographie voller Frauengeschichten zurückgezogen auf einem Gut nicht weit von Paris. Ungeachtet seiner Schweizer Staatsangehörigkeit verfolgt er interessiert die Innenpolitik seines Vaterlandes. Und kommt dabei zu Schlußfolgerungen, die nicht allen schmecken. Besonders seinen Kindern nicht.

Die Franzosen hätten „die Nase voll von dem ganzen Gerede“ – der glücklosen sozialistischen Regierung. Darum sei der deutliche „Auftrieb“ des Front National „voll und ganz erbaulich“, sagte Delon einer Schweizer Zeitung. Die Leute wollten „Aktionen sehen, sie wollen etwas anderes“. Delon gilt als langjähriger Freund von Parteigründer Le Pen, der wie er im Indochinakrieg kämpfte.

Vater und Tochter Le Pen seien nun zum ersten Mal nicht mehr alleine, versprühte Delon im Interview Begeisterung: „Sie haben die Franzosen hinter sich.“ Nur Sohn Anthony nicht: Der distanzierte sich öffentlich von des Vaters Meinung („erschreckend“). Und riet: „Er würde besser Filme drehen, denn als Politologe auszuhelfen.“

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