© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  45/13 / 01. November 2013

Böse Männer im Fernsehen
Die neue Staffel der Serie „Mad Men“ kommt im ZDF und damit erstmals im deutschen Hauptprogramm
Felix Krautkrämer

Der Rasierschaum wird noch mit dem Pinsel aufgetragen, den ersten Drink gibt es bereits vor dem Mittagessen, Rauchen ist kein Laster, sondern eine Notwendigkeit, die Männer tragen ihre Frisuren gescheitelt und ihre Hemden gebügelt und Frauen, na ja, sagen wir so, die Emanzipation hat noch nicht stattgefunden. New York in den sechziger Jahren. Eine Werbeagentur, der Kampf um die großen Fische wie American Tobacco, American Airlines oder H. J. Heinz Company, Intrigen und Affären und mittendrin, Kreativdirektor Don Draper. Das ist die Welt, aus der die US-Serie „Mad Men“ gemacht ist.

In Amerika schon lange Kult, erobert „Mad Men“ seit einiger Zeit auch die deutschen Bildschirme, wenn auch zuerst vor allem auf DVD. Daß die Serie hierzulande vielen immer noch kein Begriff ist, hängt auch damit zusammen, daß das ZDF die ersten vier Staffeln bislang nur auf seinem Spartenkanal ZDF Neo ausstrahlte. Doch offenbar sind nun auch beim zweiten deutschen Staatssender, der dank Demokratieabgabe über die Bedeutung von Einschaltquoten nur müde lächeln kann, einige Programmverantwortliche aufgewacht. Ab dem 1. November zeigt das ZDF die fünfte Staffel von „Mad Men“ im Hauptprogramm – wenn auch erst im Nachtprogramm.

Don Draper ist das, was man einen Macho nennt, allerdings einer der alten Schule. Gutaussehend, smart, arrogant. Knallhart im Geschäft, aber charmant zu den Frauen. Eigentlich hat Don Draper alles, was es zum Glücklichsein braucht. Eine schöne Frau, drei Kinder, Haus mit Garten, schnelles Auto und das nötige Kleingeld. Doch Draper lebt nicht für die Familie, sondern für den Beruf. Sein eigentliches Leben findet im Büro statt, bei Geschäftsessen in Restaurants und nach Feierabend in der Bar. Wenn Draper nicht gerade raucht oder einen Drink nimmt, oder raucht und trinkt, entwirft er die Ideen, die ihn für die Werbeagentur Sterling Cooper so unentbehrlich machen. Er ist es, der die Kunden überzeugt und an die Firma bindet. Draper hat ein Gespür dafür, was der einzelne Kunde sich wünscht, wie weit er bereit ist, Neues auszuprobieren oder an Altem festhalten möchte, was Image des Produkts ist und was Identität. Und er vermag es, dem Auftraggeber seine Ideen so zu verkaufen, daß dieser am Ende glaubt, es wären seine eigenen gewesen.

Entspannung sucht Draper neben dem Alkohol bei Frauen. Seine Affären sind so zahlreich wie unterschiedlich – und dennoch kehrt er abends immer wieder zurück zu seiner Frau Betty. Doch die hat nach einer Therapie irgendwann genug von Dons Untreue und verläßt ihn mitsamt den Kindern für den politischen Berater von New Yorks Gouverneur Nelson Rockefeller, Henry Francis. Gleichzeitig droht Don von seiner Vergangenheit eingeholt zu werden, die sich dem Zuschauer nur nach und nach erschließt. Denn eigentlich heißt Don Draper in Wirklichkeit Dick Whitman und stammt aus niederen Verhältnissen. Als sein Vorgesetzter, Don Draper, im Koreakrieg getötet wird und er selbst verletzt, nutzt er die Gelegenheit und nimmt dessen Identität an. Diese ermöglicht ihm den Start in ein neues Leben. Und da Whitman intelligent, talentiert und ehrgeizig ist, steht seinem Aufstieg zum erfolgreichen Werbefachmann und Teilhaber der Agentur Sterling Cooper nichts mehr im Wege – fast nichts.

Auch in der fünften Staffel kämpft Don Draper als Partner der teilweise neugegründeten Agentur „Sterling Cooper Draper Pryce“ um die Etats einflußreicher Werbekunden. Doch Konkurrenz gibt es nicht nur außerhalb der Firma. Auch intern versuchen neue Kollegen und Nachwuchskräfte, ihm seinen Einfluß und seine Position streitig zu machen. Verheiratet ist Draper mittlerweile mit seiner früheren Sekretärin Megan und fest gewillt, diesmal alles anders zu machen. Und Don bemüht sich redlich, doch Verlockungen lauern scheinbar überall.

Geändert haben sich aber auch die Zeiten. Der Vietnamkrieg verunsichert das patriotische Amerika, Hippies sind nicht mehr nur ein paar vereinzelte Spinner, die Tabakindustrie kämpft gegen ihr negatives Image, die Rolling Stones schicken sich an, die Musik zu revolutionieren, und das schwarze Amerika erhebt sich, unterstützt von einer linker werdenden Presse, um gegen Rassentrennung und Diskriminierung zu protestieren. Entwicklungen, die eine erfolgreiche Werbefirma nicht ignorieren darf.

Mad Men. Ab Freitag, den 1. November, um 23.30 Uhr im ZDF. Sämtliche fünf Staffeln sind bereits auf DVD erhältlich.

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