© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  46/13 / 08. November 2013

Lucke geht auf Kritiker zu
Alternative für Deutschland: Vor dem zweiten Parteikonvent präzisiert der AfD-Sprecher die Haltung der Partei zum Islam
Marcus Schmidt / Henning Hoffgaard

Groß war die Aufregung nach der Abgrenzung der Alternative für Deutschland (AfD) von der islamkritischen Partei Die Freiheit (JF 42/13). Mittlerweile haben sich die Wogen geglättet, und Parteichef Bernd Lucke hat sich Gedanken über den Islam gemacht.

Das Ergebnis der Überlegungen ging den Mitgliedern der AfD am Reformationstag per Mail zu. Darin bezeichnet Lucke die Ansicht, der Islam gehöre zu Deutschland als „falsch und töricht“. Zudem geht er scharf mit dem islamischen Recht der Scharia ins Gericht. Dieses sei mit dem deutschen Rechtsstaat „unvereinbar“. Zwar habe jeder Moslem das Recht, seinen Glauben friedlich zu praktizieren, dazu gehöre jedoch auch, „sich unbedroht vom Glauben oder bestimmten Glaubensvorstellungen abwenden zu dürfen“.

In der Partei werden die Thesen Luckes zum Islam als Versuch gewertet, auf die Kritiker des Abgrenzungsbeschlusses zuzugehen. Der Schritt hatte auch für Unmut im Parteivorstand gesorgt. So kritisierten die AfD-Sprecherin Frauke Petry und der stellvertretende Vorsitzende Alexander Gauland den Aufnahmestopp.

Zuletzt hatte der AfD-Chef von Nordrhein-Westfalen, Alexander Dilger, eindeutig Partei für die Islamkritiker ergriffen. „Wenn man beispielsweise keine Scharia oder keine extremistischen islamischen Gruppen haben will, finde ich das völlig in Ordnung, das möchte ich auch nicht.“ Islamfeindlichkeit lehne die Partei jedoch ab. Lucke rief die AfD-Mitglieder nun auf, ihm zu signalisieren, ob sie seinen Thesen zustimmen oder diese ablehnen.

Unterdessen macht die inhaltliche und organisatorische Konsolidierung der AfD Fortschritte. Für Sonnabend hat die Parteispitze zum zweiten Parteikonvent nach Kassel geladen. Der Konvent ist ein informelles Beratungsgremium von Bundes- und Landesvorstandsvertretern, das der Parteiführung und dem nächsten Parteitag zuarbeiten soll. Hierfür wurden sechs Arbeitsgruppen gegründet, die sich unter anderem mit den Themen Programm, Finanzen und Satzung beschäftigen.

Der erste Konvent Anfang Oktober hatte parteiintern für einige Aufregung gesorgt. Teile der sehr auf ihre Mitbestimmung bedachten AfD-Basis sahen in dem Gremium eine geheime Klüngelrunde und fühlten sich durch die Parteiführung nicht ausreichend unterrichtet. Daß das Protokoll der Tagung erst über Umwege an die Öffentlichkeit gelangte, sorgte für weiteres Mißtrauen. Erst zwei Wochen nach dem Konvent wurden die Mitglieder schließlich direkt informiert.

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