© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  47/13 / 15. November 2013

Letzte Ruhe in der Ferne
Kriegsgräberstätten: Über die ganze Erde verstreut, wurden gefallene deutsche Soldaten begraben – selbst dort, wo keine Schlachten tobten
Christian Vollradt

Um die Toten zu ehren, die der Weltkrieg uns in unabsehbarer Zahl entriß, um das Fleckchen Erde zu bewahren und zu schützen, das ihnen die ewige Ruhestätte bietet, um den Hügel zu pflegen, den der Witwe Hand nicht mehr erreicht, weil er im fernen Lande sich erhebt, um auch derer zu gedenken, die an unbekanntem Orte fielen und deren letzte Seufzer niemand vernahm – hat der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge alle Glieder des Volkes in gemeinsamem Gedenken gesammelt.“

So leitete 1922 Reichstagspräsident Paul Löbe (SPD) die erste Rede zur Feier des Volkstrauertages ein. Seit 1952 findet in der Bundesrepublik das Gedenken an die gefallenen Soldaten der Weltkriege, die zivilen Opfer des Bombenkrieges, von Flucht und Vertreibung sowie an die Verfolgten der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft jeweils am vorletzten Sonntag im Kirchenjahr statt.

Dem 1919 gegründeten Volksbund, der die zentrale Gedenkfeier ausrichtet, obliegt es, als humanitärer Verein im Auftrag der Bundesregierung „deutsche Soldatengräber im Ausland zu suchen, zu sichern und zu pflegen“. Durch Mitgliedsbeiträge und Spenden finanziert, kümmern sich Freiwillige mittlerweile um insgesamt 832 Kriegsgräberstätten in 45 Staaten mit etwa 2,5 Millionen Kriegstoten.

Das Kapitel der Bestattung von Gefallenen ist noch immer nicht abgeschlossen. Erst Anfang August dieses Jahres wurde im Beisein von Bundesverteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU) in der russischen Stadt Duchowsch­tschina nordöstlich von Smolensk ein neuer Friedhof feierlich eingeweiht (JF 33/13). Zuvor hatte der Volksbund in Zusammenarbeit mit russischen Stellen die sterblichen Überreste von über 30.000 Wehrmachtsangehörigen dorthin umgebettet. Insgesamt liegen auf dem fünf Hektar großen Areal etwa 70.000 Gefallene; es ist damit die weltweit größte deutsche Kriegsgräberstätte.

Sogar Opfer des Ersten Weltkriegs gilt es zuweilen noch heute zu bestatten. 2008 etwa entdeckten Bauarbeiter im belgischen Ypern die Gebeine von acht deutschen Gefallenen, die dann auf dem Soldatenfriedhof in Langemark beigesetzt wurden.

 

Reykjavik, Island

17 deutsche Flieger, deren Fernaufklärer abgeschossen wurden, haben auf dem Zentralfriedhof der isländischen Hauptstadt ihre letzte Ruhestätte gefunden.

 

El Reno, USA

41 deutsche Soldatenfriedhöfe gibt es in den USA, wo bis 1946 rund eine halbe Million Deutsche in Kriegsgefangen-schaft waren. In El Reno liegen 62 deutsche Soldaten.

 

Kingston, Jamaika

Hier liegen neben britischen auch drei deutsche Kriegstote des Ersten Weltkrieges und 16 Kriegstote des Zweiten Weltkriegs.

 

Corozal, Panama

Mit lediglich zwei Toten ist dies eine der kleinsten deutschen Kriegsgräberstätten. Die hier bestatteten Soldaten waren in amerikanischer Gefangenschaft verstorben.

 

Port of Spain, Trinidad und Tobago

Auf dem Friedhof der Hauptstadt des karibischen Inselstaates, der bis 1958 britisch war, liegt ein deutscher Soldat des Ersten Weltkriegs begraben.

 

Westbury Cemetery, Barbados

Zwei deutsche Kriegstote des Ersten Weltkriegs ruhen hier. Am Volkstrauertag gedenkt das Generalkonsulat mit einer Kranzniederlegung.

 

Windhuk, Namibia

Hier liegt ein Teil der insgesamt 320 Schutztruppen-Angehörigen, die während des Ersten Weltkriegs im Kampf um die damalige deutsche Kolonie fielen.

 

El Alamein, Ägypten

In einem 1959 eingeweihten Mausoleum ruhen 4.213 deutsche Gefallene des Zweiten Weltkrieges (Afrikakorps) sowie 30 Tote des Ersten Weltkriegs.

 

Nazareth, Israel

1935 wurde dieser deutsche Kriegerfriedhof für zunächst 51 gefallene oder verstorbene deutsche Soldaten, darunter sehr viele Flieger, eingeweiht.

 

Tatura, Australien

Hier sind 251 verstorbene deutsche Kriegsgefangene sowie Internierte (darunter Angehörige der Handelsmarine) des Ersten und Zweiten Weltkrieges bestattet.

 

Ahmednagar, Indien

Auf dem britischen Teil des Friedhofs sind verstorbene deutsche Zivilinternierte begraben.

 

Taschkent, Usbekistan

In dieser im Jahr 1997 wiedererrichteten Grabstätte liegen 19 in sowjetischer Kriegsgefangenschaft gestorbene deutsche Soldaten.

 

Duchowschtschina, Rußland

Mit rund 70.000 hier in der Nähe von Smolensk bestatteten Gefallenen ist dies weltweit der größte deutsche Soldatenfriedhof.

 

Sandweiler, Luxemburg

Der erste Friedhof, der nach 1945 im Ausland angelegt wurde.

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