© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  47/13 / 15. November 2013

Streit um Förderung von Offshore-Windparks
Volkswirtschaftlicher Unsinn
Jörg Fischer

Für den SPD-Parteivorstand sind die monatlich 150 Euro Betreuungsgeld für Mütter, die ihre ein- bis zweijährigen Kinder nicht in fremde Obhut geben wollen, „volkswirtschaftlicher Unsinn“. Die knappen öffentlichen Mittel sollten hingegen zur Subventionierung von Krippen- und Kindergartenplätzen eingesetzt werden – Kostenpunkt bis zu 1.000 Euro pro Monat.

Nun sieht Erwin Sellering neuen „volkswirtschaftlicher Unsinn“ nahen, denn die Große Koalition will die Ausbauziele für Windparks in Nord- und Ostsee drastisch senken. „Je weniger Windkraft auf See wir haben, desto mehr und desto länger brauchen wir konventionelle Kraftwerke“, klagte der SPD-Ministerpräsident von Mecklenburg-Vorpommern in der Welt. Seine westlichen SPD-Amtskollegen halten Offshore-Windparks hingegen für „die teuerste Form der Energiewende“. Doch wer wirklich volkswirtschaftlichen Unsinn beenden will, der müßte das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) streichen. Mehr als 20 Milliarden Euro im Jahr kostet die Zwangseinspeisung von Sonnen-, Wind- oder Biogasstrom die deutschen Verbraucher – Tendenz steigend (JF 43/13).

Am unsinnigsten sind nicht Windkraft-, sondern Photovoltaikanlagen, deren Betreiber für 20 Jahre garantiert zwischen 18 und 24 Cent pro Kilowattstunde erhalten. Etwas günstiger sind die bis zu 14 Cent für Biomassestrom und die fast 9 Cent für Windräder. Der bislang wenige Strom aus tendenziell grundlastfähigem Offshore-Wind wird mit 19 Cent vergütet, aber nur acht Jahre lang. Danach sind es für zwölf Jahre 3,5 Cent – das ist allerdings weit mehr als derzeit für Kohlestrom fällig wird. Solarzellen in Kalifornien, Strom aus Reststoffen, Windräder an stürmischen Küsten – das kann sich lohnen, auch ohne Subventionen. Aber warum werden mit der EEG-Zwangsumlage die chinesische Solarbranche und die Vermaisung deutscher Agrarlandschaften für die Biogasgewinnung alimentiert?

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