© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  47/13 / 15. November 2013

Wenn Frauen nicht bloß über Männer reden
Feminismus: In Schweden zeigen Kinobetreiber geschlechtergerechte Filme / Drei simple Testfragen helfen dabei
Bernd Rademacher

War der Sat.1-Dreiteiler „Die Wanderhure“ sexistisch? Aber so was von! Doch nicht immer ist es so einfach, sexistische Filme zu identifizieren. Was ist mit „Casablanca“? Oder mit „Sissi“? Sind das jetzt starke Frauen-Charaktere oder stereotype Rollenklischees? Sind die Filme geschlechtergerecht? Wer kennt sich da noch aus?

In Schweden ist man in dieser Frage schon weiter. Kinobetreiber dort wollen „sexistische“ Streifen aus ihren Häusern verbannen. Das Instrument dazu heißt „Bechdel-Test“, benannt nach der US-amerikanischen Comiczeichnerin Alison Bechdel, die ihn bereits 1985 erfunden hat. Daß sich das Verfahren in drei Jahrzehnten nicht durchsetzte, spricht wohl für sich. Dennoch hielt es vier schwedische Kinos und das staatlich finanzierte schwedische Filminstitut nicht davon ab, den Bechdel-Test jetzt einzuführen.

Der Test besteht aus drei simplen Fragen: 1. Kommt in dem Film mehr als eine Frau vor und haben sie einen Namen? 2. Sprechen die Frauen miteinander? Falls nicht, sind sie nämlich nur „eine Nebensächlichkeit“. 3. Reden die Frauen miteinander über etwas anderes als Männer? Filme, die den Test bestehen, erhalten ein „A“ als Gütesiegel. Nicht bestanden haben zum Beispiel sechs von acht Harry-Potter-Verfilmungen sowie sämtliche James Bond-Filme, außerdem „Star Wars“ und alle Superhelden wie Spiderman, Batman etc. pp.

Praktisch daran ist, daß solche Kategorisierungen dem einschlägig Interessierten die Suche erleichtern. Etwa so wie der Warnhinweis „ab 18“ ein Magnet für alle unter 18jährigen ist oder jugendliche HipHop-Fans gezielt nach den Alben mit dem Aufkleber „jugendgefährdende Texte“ fahnden.

Skeptiker bemängeln, daß der Test nicht ausreichend funktioniert, so erhält „Pretty Woman“ die Bestnote A, obwohl der Film häßliche Frauen benachteilige. Für alle Genderisten dieser Welt eröffnen sich also noch weite Felder.

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