© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  47/13 / 15. November 2013

Zeitschriftenkritik: Landlust
Sehnsucht nach Entschleunigung
Werner Olles

Der notorische Städter verbindet mit dem Begriff „Landleben“ zunächst eher unangenehme Aspekte: sehr frühes Aufstehen, harte Arbeit, wenig Freizeit und kaum Urlaub, mangelnde gesellschaftliche Abwechslung und spärliche kulturelle Möglichkeiten. Andererseits impliziert „Land“ auch heute noch bzw. wieder positive Vorstellungen: Natur, Heimat, Selbständigkeit, den Umgang mit Tieren, mehr Raum, Ruhe und Freiheit. Vor allem Gestreßte empfinden eine gewisse Sehnsucht nach dem „einfachen Leben“, nach dem „Natürlichen“ und „Heimatlichen“.

Da jede Sehnsucht nach Befriedigung verlangt, haben längst reich bebilderte Zeitschriften und Hochglanzmagazine wie Landlust die Rolle der alten Heimatfilme übernommen. Garniert allerdings mit modernen Wunschvorstellungen jüngerer Stadtbewohner, die ihre urbane Einsamkeit, ihre Hast und ihren ungesunden und entfremdeten Lebensstil wenigstens mit guten Geschmack, Entschleunigung, Ruhe und Gemütlichkeit ausstrahlenden Bildern ein wenig kompensieren möchten. Es geht wohlgemerkt um „die schönen Seiten des Landlebens“, so lautet jedenfalls der Untertitel des zweimonatlich erscheinenden und jeweils etwa 200 Seiten umfangreichen Magazins.

In der aktuellen Ausgabe (November/Dezember 2013) dreht sich das Schwerpunktthema bereits um Weihnachtlich-Festliches im Garten und in der Küche, um die Fragen, wie das Haus zum Fest entsprechend geschmückt werden kann, welche winterharten Blumen noch bis in den November mit ihrem Blütenschmuck den alten Landgarten zieren und natürlich um Naturerlebnisse und die Annehmlichkeiten des ländlichen Wohnens in einem selbst gebauten Häuschen aus Buchenholz mit einem Ziegeldach.

Ein anderer Beitrag widmet sich dem über fünfhundert Jahre alten Gut Panker im Kreis Plön in Schleswig-Holstein. In dem dortigen Gestüt wird die Zucht der geschichtsträchtigen Trakehner fortgeführt; begründet wurde sie direkt nach dem Zweiten Weltkrieg mit wenigen Pferden aus dem ostpreußischen Trakehnen. Über die Schulzeit eines Baumes informiert den Leser ein weiterer Text. Das hört sich leichter an, als es in Wirklichkeit ist, denn tatsächlich ist eine ganze Menge Arbeit, Pflegeaufwand und fachliches Können nötig, bis das kultivierte Gehölz für die Pflanzung in Privatgärten, Städten und der Landschaft bereit ist. Über 3.000 Baumschulen in Deutschland widmen sich mit einem Sortiment von über 17.000 Arten und Sorten dieser anspruchsvollen Aufgabe.

Wie Wildtiere die kalte Jahreszeit verbringen und sich instinktmäßig mit dem Winter arrangieren, erfahren wir in dem Beitrag „Alles ruht“. So ziehen sich Igel für fünf Monate in ihre Verstecke aus Laub und Reisig zurück, Feldhasen nutzen die isolierende Wirkung des Schnees, Fledermäuse hängen sich an die Decken von Höhlen und Dachböden, während sich Gartenschläfer und Feldhamster besonders klein zusammenrollen, um den Wärmeverlust zu reduzieren.

Kontakt: Landwirtschaftsverlag. Hülsebrockstr. 2-8, 48084 Münster. Das Einzelheft kostet 4 Euro, das Jahresabo 22,80 Euro.

www.landlust.de

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