© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  47/13 / 15. November 2013

Das Kartenhaus
Zynischer als „Welcome, Mrs. President“, ernster als „Westwing“: Kevin Spacey billiert in „House of Cards“
Ronald Gläser

Wer sich mit Politik beschäftigt, wird irgendwann zum Zyniker. Dieses Gesetz gilt auch für Filmfiguren wie Francis Underwood. Der von Kevin Spacey gespielte Washingtoner Politprofi versorgt uns mit Weisheiten wie diesen: „Die Macht hat große Ähnlichkeit mit Immobilien: Es zählt im wesentlichen der Standort.“ Seit einer Woche dürfen auch die deutschen Fernsehzuschauer an Underwoods Sarkasmus teilhaben.

Sat.1 zeigt sonntags im Spätprogramm jene Erfolgsserie, die in den USA für so viel Furore gesorgt hat. „House of Cards“ war die erste, angeblich 100 Millionen Dollar schwere, Eigenproduktion des Internetsenders Netflix. Ein Debüt, das gelungener kaum hätte sein können.

Es geht um den Fraktionschef der Demokraten, den Abgeordneten Underwood aus South Carolina. Er rechnet fest damit, Außenminister zu werden. Doch dann schnappt ein Konkurrent ihm den Posten vor der Nase weg. Underwood sinnt auf Rache.

Fortan macht er gute Miene zum bösen Spiel. An diesem sind neben Politikern vor allem auch Journalisten beteiligt, so wie in der dänischen Erfolgsserie „Borgen“ (JF 15/13).

Das besondere an „House of Cards“ ist dies: Politiker werden durchweg als rachsüchtige Psychopathen dargestellt. Und Underwood spricht immer direkt zum Zuschauer, erörtert, was jetzt gerade passiert. Es macht Spaß, ihm zuzuhören. Treffende Analyse trifft auf kaltherzige Schlußfolgerung. So ist Politik wirklich.

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