© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  47/13 / 15. November 2013

Frisch gepresst

Ferdinand Gregorovius. Mit Amt und Würden versehene, das Bildungsbürgertum ansprechende Historiker des 19. Jahrhunderts wie Friedrich Wilhelm Giesebrecht, Wilhelm Arndt, Wilhelm Maurenbrecher oder Hans Prutz lösen im historischen Gedächtnis schon lange keinen Impuls mehr aus. Ungleich günstiger als diese versunkenen Katheder-Größen schneidet indes der Privatgelehrte Ferdinand Gregorovius ab. Der im ostpreußischen Neidenburg 1821 geborene Historiker und Publizist entpuppt sich daher im Rückblick als einer der wahren Titanen seiner Epoche. Das geistesgeschichtliche Interesse an dem Autor einer monumentalen Geschichte der Stadt Rom im Mittelalter ist nie erloschen, so daß seine Werke auf dem deutschen Buchmarkt relativ leicht greifbar sind. Trotzdem fehlt eine Biographie des Meisters, die das verdienstvolle Werk von Johannes Hönig von 1921 ersetzen könnte. Wertvolles Material dafür liefern jetzt Dominik Fugger und Nina Schlüter, die Briefe des tief im liberalen Königsberger Vormärz-Milieu verwurzelten, vor der Reaktion nach 1848 an den Tiber geflohenen Gelehrten an die Freunde am Pregel aufgespürt haben. (wm)

Dominik Fugger, Nina Schlüter (Hrsg.): Ferdinand Gregorovius. Briefe nach Königsberg, Verlag C. H. Beck, München 2013, gebunden, 304 Seiten, 38 Euro

 

Arndt und Stein. Sofern im Gedenkjahr 2013 der Historiker und politische Publizist Ernst Moritz Arndt (1769–1860) überhaupt Erwähnung findet, dann als Schreckfigur, weise sein „völkischer Nationalismus“ und „Antisemitismus“ doch angeblich auf den Nationalsozialismus voraus. Entkräftet wurden diese ahistorischen Anwürfe zuletzt beim Streit um die Frage, ob Arndt für die Greifswalder Universität ein würdiger Namenspatron sein könne (JF 45/12). Wer sich jenseits bundesdeutscher Haßpredigten einen eigenen Eindruck von Arndts Weltbild verschaffen will, ist leider auf das Antiquariat angewiesen. Ein wenig Abhilfe schafft hier die Neuausgabe seiner 1858 erstmals veröffentlichten Erlebnisse in den Kriegsjahren von 1812 bis 1814, als Arndt sich als Ratgeber und „literarischer Gehilfe“ des Reichsfreiherrn vom Stein im Kampf gegen Napoleon engagierte. Leider begnügt sich der Verlag mit dem unkommentierten Abdruck einer von Ricarda Huch 1925 mit einer knappen Einleitung versehenen Textausgabe. (wm)

Karl Altendorf (Hrsg.): Ernst Moritz Arndt. Meine Wanderungen und Wandelungen mit dem Reichsfreiherrn vom Stein, J. G. Hoof Verlag, Warendorf 2013, broschiert, 212 Seiten, 14,80 Euro

Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen