© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  48/13 / 22. November 2013

JF-Serie über historische Bild-Legenden (Teil III): Das falsche Schwert des Islam
Mussolini mit dem Berber
Hans Becker von Sothen

Über dieses Bild hat die Nachwelt oft gelacht. Zu Unrecht. Es zeigt Benito Mussolini im Frühjahr 1937, das „Schwert des Islam“ in die Höhe haltend. Der Duce Italiens hatte es damals anläßlich eines offiziellen Besuchs in Libyen – damals italienische Kolonie – durch den Chef einer Italien treu ergebenen Berbermiliz überreicht bekommen. Die zu diesem Anlaß gehaltene Rede Mussolinis sollte ihn als Vorkämpfer der arabischen Sache stilisieren. Die benachbarten Engländer und Franzosen in Ägypten, Tunesien und Algerien sahen dieses Ereignis keineswegs mit spöttischen Gefühlen, sondern mit Beunruhigung. Seit einem Jahr wütete in Palästina ein Aufstand der Araber, der auf die gesamte arabische Welt überzugreifen drohte.

Das veröffentlichte Bild Mussolinis hat jedoch einen Schönheitsfehler. Der Berber, der sein Pferd während der großen staatsmännischen Geste am Zügel hielt, wurde wegretuschiert. Denn das paßte wenig zum allmächtigen politischen Anführer. Erst viel später stellte sich heraus, daß es sich auch beim „Schwert des Islam“ selbst um eine Fälschung handelte. Es wurde extra für diesen Anlaß von der Kunstschmiede Picchiani & Barlacchi in Florenz hergestellt. Auch das Schicksal des sehr wertvollen Schwerts ist schnell erzählt: 1943 wurde es bei Plünderungen des Hauses von Mussolini durch Antifaschisten bei Predappio, das dabei bis auf die Grundmauern zerstört wurde, geraubt und ward nie wieder gesehen.

Hans Becker von Sothen: Bild-Legenden. Fotos machen Politik. Fälschungen, Fakes, Manipulationen. Ares Verlag, Graz 2013, gebunden, 272 Seiten, Abbildungen, 19,90 Euro

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