© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  49/13 / 29. November 2013

CD-Kritik: Erich J. Wolf
Schwermütig
Sebastian Hennig

Ein toter Künstler ist entweder ein Klassiker oder für die Welt gestorben. Ein schwieriges Andenken ist Erich J. Wolff (1874–1913) widerfahren. Hier menschelte es gewaltig. Die berühmtesten Sänger der Epoche sangen seine Lieder, und doch war bis vor wenigen Jahren nicht einmal sein Name in einem Musiklexikon zu finden. Jetzt im 100. Geburtsjahr Wolffs ist eine Auswahl von Liedern und Klavierwerken auf zwei CDs erschienen. Interpretiert werden die Stücke von der amerikanische Sopranistin Rebecca Broberg, begleitet wird sie von dem Pianisten Hans Martin Gräbner.

Der von Brahms gelobte Komponist zog die Haßliebe der fatalen Alma Schindler auf sich. Bevor diese (unter anderem) Gustav Mahlers Gattin wurde, war sie den Freunden Alexander Zemlinsky und Erich Wolff auf verstörende Weise verbunden. Ihr absprechendes Urteil überholte die Nachwirkung Wolffs als Interpret eigener Werke.

Die erste der drei Konzert-Etüden für Klavier perlt wie Champagner. Einfache Melodien verschränken sich zu einem köstlichen Gewebe. Mit den sechs Liebesklagen des Mädchens aus dem Wunderhorn ackert Wolff auf dem Feld, das Mahler ausgiebig bestellte. Wie ein apokryphes Wunderhornlied von diesem klingt der Marsch von „Ich bin gen Baden zogen“. In ein Spalier von Schwermut und Leidenschaft sind Wolffs Lieder eingefaßt.

Erich J. Wolff, Love Novels, ausgewählte Lieder, Gesänge und Klavierwerke www.bella-musica.de  

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