© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  50/13 / 06. Dezember 2013

Zeitschriftenkritik: Land & Berge – Mein Bayern
Natur für lesende Stubenhocker
Werner Olles

Ob „die schönste Art, die Natur zu erleben“, die Lektüre einer entsprechenden Zeitschrift ist, sei dahingestellt. Die meisten bevorzugen doch wahrscheinlich eine Wanderung in winterlicher Landschaft durch knirschenden Schnee oder in der warmen Jahreszeit auch ein sommerliches Bad in einem stillen Waldsee. Für die notorischen Stubenhocker, die es sich bei Nieselregen oder frostigen Temperaturen lieber im geheizten Wohnzimmer bei einem Glas Rotwein oder einer Tasse Tee gemütlich machen, klingt die Idee, auf diese Weise ein wenig an den Schönheiten der heimatlichen Natur zu partizipieren, hingegen gar nicht so übel. Ihnen kommt die zweimonatlich erscheinende Zeitschrift Land & Berge vermutlich sehr entgegen. Unregelmäßig, aber mindestens einmal jährlich erscheinen in der gleichen Reihe auch Sonderhefte wie „Heimat Küche“ und „Mein Bayern“, die anschaulich über regionale Köstlichkeiten, Tiefschneewanderungen im Bayrischen Wald, Tautreten beim Kneipp-Guß in Bad Wörishofen oder den Blick aus einem dampfenden Thermalbecken auf vom Rauhreif überzogene Landschaft berichten.

Das Sonderheft „Mein Bayern“ stellt in seiner aktuellen Ausgabe (Winter 2013/2014) das diesjährige Nürnberger Christkind vor. Die 17jährige Franziska, die 2011 für zwei Jahre in diese Rolle schlüpfen durfte, folgt damit einer Tradition, die 1969 begann, als das erste Nürnberger Mädchen aus der Bevölkerung zum Christkind gewählt wurde. Vorher hatten dieses Amt immer professionelle Schauspielerinnen inne. Zu den wichtigsten Aufgaben des Christkindes gehört es, mit dem Prolog auf dem Balkon der Frauenkirche den berühmten Nürnberger Christkindlesmarkt zu eröffnen. Außerdem gibt es jede Menge Termine in Alten- oder Kinderheimen, Krankenhäusern und auf umliegenden Weihnachtsmärkten.

Sieben Tage die Woche von morgens bis abends hat das Christkind dabei die ein Kilogramm schwere Krone zu tragen und mit blonder Echthaarperücke und einem bodenlangen weiß-goldenen Kleid mit flügelartigen Ärmeln auf die Menschen zuzugehen und sie mit seinem freundlichen Lächeln weihnachtlich zu stimmen. Ein schöner Brauch, der zeigt, daß Traditionen ihren Platz im Leben haben und der Seele guttun.

Eine Sonnenaufgangswanderung zum Luisengipfel im Bayrischen Wald führt in nahezu unberührte Natur. Hier wächst jetzt wirklich wilder Wald, nachdem Mitte der 1990er Jahre heftige Stürme viele Bäume umwarfen und das Bruchholz dem Borkenkäfer als Nahrungsquelle diente, der sich in der Folge explosionsartig vermehrte. Großflächig starben die Baumbestände durch den Käferangriff und sauren Regen. Heute wächst dort neuer, natürlicher und baumartenreicher Wald, und die in ihrer Art bedrohten scheuen Waldvögel sind vor allem im Winter nicht mehr nur auf die energiearmen Fichten angewiesen. Sogar Elche leben inzwischen in einem großen Freigelände des Nationalparks.

Kontakt: Sammet Media GmbH. Solmsstr.1, 76530 Baden-Baden. Das Einzelheft kostet 4,80 Euro, das Jahresabo 20 Euro.

www.landundberge.com

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