© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  50/13 / 06. Dezember 2013

Blick in die Medien
Die „taz“ verkauft weniger Soli-Abos
Toni Roidl

Die taz bietet ihren Lesern drei Abo-Tarife für ein und dasselbe Produkt: einen Standardpreis (rund 40 Euro pro Monat), einen „leider, leider“-Preis (24 Euro) und einen „politischen Preis“ von 48 Euro. Den ermäßigten und den Premium-Preis zahlen jeweils ein Viertel, das sind je etwa 9.000 Abonnenten.

Das Modell gilt auch für die digitale Ausgabe, hier sind die Preise erheblich günstiger. Der Mindestpreis für die Digital-taz beträgt nur 11,95 Euro im Monat. Doch zahlen nach eigenen Angaben bis zu 85 Prozent der E-Abonnenten einen freiwilligen Solidarpreis von 20 Euro. Für eine täglich erscheinende Zeitung ein unschlagbarer Preis von weniger als einem Euro pro Ausgabe!

Dadurch legt die taz bei der elektronischen Verbreitung stark zu, kannibalisiert aber gleichzeitig ihre eigene Druckauflage. Laut Informationsgemeinschaft zur Feststellung der Verbreitung von Werbeträgern war die Zahl der Papier-Abonnenten zuletzt um vier Prozent auf noch 39.948 Abos zurückgegangen.

Da alle großen Zeitungen von FAZ bis Süddeutsche politisch spürbar nach links gerückt sind, hat es die taz auch zunehmend schwer, ihr herausragendes Alleinstellungsprofil zu erhalten. Doch bevor die Verluste prekär werden, pflegen die Genossen mit stets etwas theatralischen Panikkampagnen nach dem Motto „sofort zehntausend neue Abos, oder wir müssen den Laden dichtmachen!“ ihre Leser wieder zu größeren Rettungsanstrengungen zu mobilisieren.

Dennoch liegt in dieser Leserbindung die große Stärke der taz. Für Bild würde niemand freiwillig auch nur einen Euro mehr bezahlen. Diese Bindung erreicht die taz durch Meinungsstärke und klares Profil. Wer die taz unterm Arm trägt oder im Café aufschlägt, macht damit eine politische Aussage. Die Zeitung ist gewissermaßen eine kleine Partei und jeder Journalist auch ein Aktivist. Diese Nische ist eine sichere Festung in der Medienkrise. In ihr liegt die Zukunft der Printmedien.

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