© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  51/13 / 13. Dezember 2013

Die Stiftung Warentest warnt vor Prokon Regenerative Energien
Windiges Geschäftsmodell
Ronald Gläser

Geld ökologisch und sozial gerecht investieren und dafür auch noch hohe Zinsen kassieren – was gibt es Schöneres aus Sicht ökoaffiner Gutmenschen, die Angela Merkels Energiewende für eine gute Sache halten? Doch jeder Traumtänzer wird eines Tages von den Gesetzen der Ökonomie eingeholt. Im wahren Leben gibt es keinen Freifahrtschein, auch nicht für staatlich gepäppelte Ökostromanbieter. Diese bittere Erfahrung machen möglicherweise gerade die 74.474 Inhaber von Genußscheinen der Windkraftfirma Prokon. Die Firma wirbt auf allen Kanälen um neue Investoren und bietet eine Mindestrendite von sechs Prozent. Das Unternehmen wendet sich gezielt an Kleinstanleger (ab 100 Euro) und verspricht auch noch, überhöhte Managergehälter zu vermeiden.

Klingt wie eine politisch korrekte Neuauflage von „Tausendundeine Nacht“. Kritische Stimmen zum Geschäftsmodell gibt es seit Jahren. Die Stiftung Warentest etwa hat interessierten Anlegern mehrfach zur Vorsicht geraten. Nun berichtete die Welt, daß das Genußrechtskapital in Höhe von 1,3 Milliarden Euro aufgebraucht und die Zukunft der Firma ungewiß sei. Prokon kontert mit der Vermutung, Medien würden negativ berichten („Hetzkampagne“), weil das Unternehmen keine Anzeigen schalte, sondern auf Postwurfsendungen setze. Eine abenteuerliche Argumentation. Andererseits beruhigt Prokon die Anleger mit Zahlen, die belegen sollen, daß das Kapital zurückgezahlt wird. Nur: Warum liegt dann immer noch kein Geschäftsbericht für 2012 vor?

Hoffentlich endet Prokon nicht wie diverse Solarfirmen. Diese wurden von einer Pleitewelle erfaßt (JF 19/13), darunter milliardenschwere Hersteller wie Q-Cells. Selbst der Bosch-Konzern hat es nicht vermocht, in diesem per Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) zwangsfinanzierten Wirtschaftszweig Fuß zu fassen. Asiaten machen jetzt dort das Geschäft. Es wäre volkswirtschaftlich klüger gewesen, das Kapital in sinnvollere Investments zu lenken. Von den bedauerlichen Verlusten der Anleger einmal ganz abgesehen

Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen