© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  51/13 / 13. Dezember 2013

CD-Kritik: Peter Ruzicka
Schmerzvoll
Jens Knorr

Wie soll man da Musik schreiben? Peter Ruzicka gehört zu der Generation jener Komponisten einer Vorpostmoderne, früher einfach Moderne geheißen, denen Komponieren eine Sache auf Leben und Tod geblieben ist.

Die „Sonata per Violoncello“ schrieb der 21jährige unter dem Eindruck von Adornos Tod, 1969. Noch radikaler trägt „Stille. Vier Epiloge für Violoncello solo“ von 1976 den Widerspruch aus, das Verstummen der Musik als musikalischen Vorgang zu gestalten, das aber zugleich so lange aufgeschoben bleibt, solange sie dauert. Die „Nachschrift. Drei Stücke für Violoncello und Klavier“ von 2008 gehört zum Umkreis der Oper „Hölderlin“, und das „Rezitativ für Violoncello und Orchester“ von 2009 nimmt Bezug auf die Oper „Celan“, zwei deutsche Dichter des produktiven Verstummens als Titelgeber, Wahlverwandte des Komponisten. Das Konzert für Violoncello und Kammerorchester von 2010, „… über die Grenze“, will Ruzicka als „eine Art Vor-Echo einer dritten Oper, die sich um Jenseitiges bewegen wird“, verstanden wissen.

Valentin Radutiu ist ein Künstler, der aus dem Körper des Cellos, dem „leibeigensten Instrument überhaupt“ (Siegfried Palm), herauszuholen wagt, was Ruzicka sich zu komponieren versagt hat. Er macht in dem Nicht-mehr der Kompositionen ihr Noch-nicht hörbar. Unerhört schmerzvoll klingt beides.

Peter Ruzicka, Werke für Violoncello Thorofo, 2013 , www.bella-mucia-edition.de

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