© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  51/13 / 13. Dezember 2013

Umerziehung? Na logo
Kinderfernsehen: So werden schon die Kleinsten durch GEZ-Zwangs-TV politisch auf Linie gebracht
Bernd Rademacher

Schon im Vor- und Grundschulalter verbringen Kinder viel Zeit vor dem Fernseher. Oft plagt Eltern dabei immerhin ein schlechtes Gewissen. Dann achten sie wenigstens darauf, daß ihre Kleinen nicht den Krawall bei RTL2 schauen, sondern vorgeblich vernünftige Kindersendungen. Vor den Kinderkanal (KiKa) setzen Eltern ihre Kinder viel zu oft ohne pädagogische Bedenken. Beim öffentlich-rechtlichen KiKa können die jungen Zuschauer ja noch etwas lernen und werden keinen verstörenden Inhalten ausgesetzt. Aber stimmt das?

KiKa ist die Speerspitze der öffentlich-rechtlichen Propaganda-Pädagogik. Im März dieses Jahres beteiligte sich der Sender an der Kampagne gegen die konservative Regierung Ungarns wegen angeblicher Behinderung kritischer Journalisten. In kindgerechter Sprache klingt das dann so: „Die 27 Länder der EU machen ganz viel gemeinsam, und dafür haben sie Regeln, wie beim Fußball. Aber Ungarn hält sich nicht richtig an die Regeln. Die Politiker tun immer wieder Dinge, die in der EU nicht erlaubt sind. Es gibt Journalisten, die nicht berichten dürfen, weil sie keine gute Meinung von der Regierung haben. Die Regierung will aber, daß die Menschen nur gute Nachrichten über sie mitbekommen.“ Das ungarische Staatsfernsehen hatte daraufhin einen antideutschen Cartoon zeichnen lassen. Es war vom Zeichentrick-Krieg die Rede.

Das Sturmgeschütz der Kinderindoktrination ist die Nachrichtensendung „Logo!“, die vom ZDF-Kindersender tivi produziert und im KiKa wiederholt wird. „Logo!“ geht täglich auf Sendung, zusätzlich gibt es nachmittags an Werktagen zwei Kompaktversionen. Die Sendung wurde unter der Federführung von Peter Hahne entwickelt, der bis vor vier Jahren Mitglied im Leitungsrat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) war. Moderiert wird die Sendung beispielsweise von Anja Roth, einer abgebrochenen Soziologie- und Politikstudentin, und Tim Schreder, der als erlernten Beruf Magier angibt und im vergangenen Jahr den „Deutschen Nachhaltigkeitspreis“ gewann.

Die Sendung erklärt aktuelle Themen, die Kinder interessieren sollen, zum Beispiel den Länderfinanzausgleich: „Allen Menschen soll es gutgehen, ob sie in einem reichen Land wie Bayern oder einem armen Land wie Berlin leben. Aber wie soll das gehen? Indem die reichen Länder den armen von ihrem Geld etwas abgeben. Aber die reichen Länder finden das blöd und wollen sogar dagegen klagen.“ Wie fies! Warum Berlin arm ist, erfahren die Kleinen natürlich nicht. Stattdessen aber, was Sexismus ist („wenn bei Politikerinnen nur über ihre Kleidung und Frisuren geredet wird“). „Logo!“ erklärt Studiengebühren (böse!) oder Banken (ganz böse!). Und schließlich wird den „Kids“ noch erklärt, daß die Schleusenwärter streiken, weil „ihre Arbeit nämlich ganz schön wichtig ist“.

„Wie willkommen fühlen sich Muslime überhaupt?“

Wir lernen außerdem: Flüchtlinge haben’s schwer, und beim Streit um die Homo-Ehe geht es im Grunde bloß darum, „daß die beiden Frauen oder die beiden Männer mehr von dem Geld, das sie verdienen, abgeben müssen“, was natürlich voll ungerecht ist. Auch das Forschungsmagazin „Pur+“ widmet sich bei Tivi der politischen Erziehung. Die wissenschaftlichen Themen lauten zum Beispiel „Die unsichtbare Gefahr Atomkraft“ oder „Hilfe, ich bin ein Vorurteil“. Wieder was gelernt: Deutsche Identität gibt es gar nicht, und Vorbehalte gegen Ausländer sind in jedem Fall unbegründet, denn alle Ausländer sind lieb.

Darum berichtete „Logo!“ über die muslimische Sauerland-Terrorzelle, ohne mit einem Wort zu erwähnen, daß es sich um Moslems handelte. Es war lediglich von einer Gruppe die Rede, die „viele Leute töten wollte“. Die jungen Zuschauer müssen annehmen, daß die Bewohner des Sauerlandes finstere Gestalten sind.

Im dem Maße, wie die eigene Kultur relativiert wird, bewerben die Autoren den Islam in bunten Farben. KiKa-Kind Andreas wurde in der gleichnamigen Sendung „Muslim für einen Tag“ – und war natürlich begeistert! Toll, wenn man sich den ganzen Tag auf das abendliche Fastenbrechen freuen kann! Wir lernen: „Frauen und Männer müssen in der Moschee getrennt beten, damit sie sich nicht gegenseitig ablenken.“ Na, dann geht’s ja.

Schon der Ankündigungstext gab die Lektion vor: „Wie willkommen fühlen sich Muslime in Deutschland überhaupt? Spüren sie immer stärker werdende Intoleranz?“ Die Auflösung ist nicht schwer zu erraten. Am Ende der Sendung wurden die jungen Zuschauer aufgefordert, dem Sender zu schreiben, ob sich ihr Bild vom Islam durch den Beitrag geändert habe. Schon Lenin wußte: Kontrolle ist besser.

In einem weiteren Islam-Special im August erfuhren die Zuschauer, daß der Koran nicht übersetzt werden könne, „denn durch das Übersetzen könnten die Geschichten falsche Bedeutungen bekommen“. Der Koran beinhaltet nämlich „alte Geschichten oder Regeln, die sagen, wie sich Muslime verhalten sollten, also zum Beispiel Gott ehren und Gutes tun“. Ungläubige zu töten, gilt im Islam schließlich auch als etwas Gutes.

Gott ehren und Gutes tun sollten die KiKa-Macher. Zuletzt war der Sender selbst in den Nachrichten – durch Ermittlungen, Prozesse und Haftstrafen wegen Betrug, Korruption und Untreue. Acht Millionen Euro Gebührengelder sind weg. Ein Herstellungsleiter und ein Geschäftsführer mußten bereits gehen, der Vertrag des ebenfalls verwickelten früheren Moderators von „Logo!“, Frank Beckmann als Programmdirektor des NDR-Fernsehens, wurde hingegen verlängert, nachdem ein Verfahren gegen ihn eingestellt worden war. Gegen Zahlung eines Bußgelds in Höhe von 30.000 Euro.

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