© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  51/13 / 13. Dezember 2013

Vorsicht, Realität
Kleinkriminalität: Grüne und Linke finden, daß das Zeigen von Videos mit Handtaschendieben Rassismus schürt
Ronald Gläser

Die Berliner Polizei zeigt in der U-Bahn einen Kurzfilm, um vor Taschendieben zu warnen. In dem einminütigen Film werden mehrere kurze Aufnahmen von Überwachungskameras gezeigt, bei denen echte Taschendiebe bei der „Arbeit“ zu sehen sind. So stiehlt eine junge Frau einem Mann seine Geldbörse aus dem Rucksack.

Gemeinsames Merkmal aller Täter: Sie sind Ausländer. Das kann natürlich nicht unwidersprochen bleiben in einer Zeit, in der Medien die Herkunft von Tätern verschweigen und selbst Vornamen ändern, um keinen Rassismus zu schüren. Die Empörung war entsprechend groß, als die taz bei mehreren Politikern wegen des Aufklärungsfilms nachhakte. „Das Video stellt diese Personengruppe unter Generalverdacht“, schimpft Hakan Tas, ein Landespolitiker der Linkspartei. Sein Parlamentskollege Benedikt Lux (Grüne) ergänzt: „Als ob nur weiße Omis Opfer von Taschendiebstählen werden und als ob alle Täter ein vermeintlich ausländisches Aussehen hätten.“

Aber was hätte die Polizei machen sollen? Bezogen auf 2012 mußte sie in ihrer Polizeilichen Kriminalstatistik mitteilen, daß Taschendiebstahl massiv gestiegen ist (plus 18 Prozent). Ursache: „verstärkter Zustrom rumänischer und bulgarischer Tätergruppen“. 74 Prozent aller Handtaschendiebstähle in der deutschen Hauptstadt werden von nichtdeutschen Tätern begangen. Es gibt kaum eine Verbrechensart, bei der der Ausländeranteil höher ist.

Was also hätte die Polizei tun sollen? Die taz hat eine Antwort parat: Die Szenen hätten nachgestellt werden sollen. Womöglich mit deutschen Schauspielern, aber dieser Hinweis bleibt unausgesprochen. So ließe sich natürlich flugs die Realität den eigenen Wunschvorstellungen anpassen.

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