© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  52/13 / 13. Dezember 2013 u. 01/14 / 20. Dezember 2013

Die Krippe steht im Mittelpunkt des weihnachtlichen Heilsgeschehens
Hort des Heiligen
Christian Vollradt

Und sie gebar ihren ersten Sohn und wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe, denn sie hatten sonst keinen Raum in der Herberge.“ Es ist wohl eine der bekanntesten Passagen in der Bibel, dieser Vers im 2. Kapitel des Lukasevangeliums. Quasi der Startschuß unseres Weihnachtsfestes, vertraut selbst denen, die – als „U-Boot-Christen“ verspottet – nur einmal pro Jahr im Gottesdienst auftauchen.

Daß die Krippe eine solch zentrale Rolle in der biblischen Geburtsgeschichte Jesu spielt, erschließt sich uns erst auf den zweiten Blick. Zunächst gab es – ganz profan – zu jener Zeit solche Futterkrippen in jedem Bauernhaus im Heiligen Land. In Bethlehem, dem Geburtsort Jesu, waren viele Häuser über einer Höhle gebaut. Diese Höhle wurde dann als Stall verwendet – oft mit einer in den Fels gehauenen Steinkrippe.

Heilsgeschichtlich relevant ist die Erwähnung der Krippe, weil sie sich auf eine Vision des Propheten Jesaja bezieht, in der Gott die Treulosigkeit seines Volkes beklagt, das schließlich seinen Messias nicht erkennt: „Der Ochse kennt seinen Besitzer und der Esel die Krippe seines Herrn; Israel aber hat keine Erkenntnis, mein Volk hat keine Einsicht.“ Hier tauchen sogar Ochse und Esel auf, die in der biblischen Geburtsgeschichte gar nicht erwähnt werden (JF 52-53/09), allerdings zu jeder uns vertrauten Krippe dazugehören.

Denn dieser Begriff hat sich längst über den schlichten Futtertrog hinaus emanzipiert, er steht pars pro toto für die gesamte Geburtsszene: mit dem Jesuskind, Maria und Joseph, Ochs und Esel, den Hirten sowie den Weisen aus dem Morgenland.

Schon der heilige Franz von Assisi soll mit lebenden Menschen und Tieren die Weihnachtsgeschichte anstelle einer Predigt nachgespielt und damit das noch heute in Kindergottesdiensten verbreitete Krippenspiel eingeführt haben. Kein Wunder, daß die Krippe fest verankert ist in dem, was man landläufig „Volksfrömmigkeit“ nennt.

Daran haben auch Künstler wie der bayerische Bildhauer Sebastian Osterrieder (1864–1932) großen Anteil, der – bekannt unter seinem Spitznamen „Krippenwastl“ – mit seinen Skulpturen die Krippenkunst zu einer neuen Blüte brachte. Von ihm stammt auch die oben abgebildete sogenannte „Kaiserkrippe“, die laut mündlicher Überlieferung Kaiser Wilhelm II. besessen haben soll.

Schlichtere Holzkrippen sind nach wie vor in vielen Stuben verbreitet, und sogar der beliebte Spielzeughersteller Playmobil (siehe Seite 28) hat gleich zwei Versionen – je nach Altersgruppe – im Angebot. Denn nicht immer braucht es solche Pracht und künstlerische Vollendung, um das, worum es eigentlich geht, bildlich auszudrücken: „Und über deiner Krippe schon zeig uns dein Kreuz, du Menschensohn“, so der Dichter Jochen Klepper in seinem Abendmahlslied zu Weihnachten.

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