© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  52/13 / 13. Dezember 2013 u. 01/14 / 20. Dezember 2013

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Frankreich: Streit um Integrationspolitik

PARIS. Wenige Wochen vor den Kommunalwahlen sorgt in Frankreich ein von der sozialistischen Regierung angeforderter Expertenbericht zur Integration für Aufregung. Kernthese der unter Mitarbeit von 250 Wissenschaftlern und Gewerkschaftern erstellten Studie ist, daß kulturelle Assimilation nicht weiter das Ziel der französischen Integrationspolitik darstellen dürfe. Vielmehr müsse Frankreich sich künftig zur „arabisch-orientalischen Dimension“ seiner Identität bekennen und parallele Identitäten fördern. Entsprechend solle künftig in Schulen wieder das Tragen von Schleiern erlaubt werden. Auch ein mit dem Englischen vergleichbarer privilegierter Unterricht des Arabischen an Gymnasien wird von der Kommission empfohlen. Während sich Premierminister Jean-Marc Ayrault beeilte, den Bericht zu einer unverbindlichen Empfehlung herunterzuspielen, kritisierte der Vorsitzende der bürgerlichen UMP, Jean-François Copé die darin geforderte Aufgabe der eigenen Kultur und Identität. Demnächst, so der 49jährige süffisant, fordere Frankreich nicht mehr von den Einwanderern, sich an die französische Kultur anzupassen, sondern es sei dann an Frankreich, „seine Kultur, seine Werte, seine Sprache, seine Geschichte und seine Identität aufzugeben, um sich der Kultur der anderen anzupassen“. Die Vorsitzende des Front National, Marine Le Pen, sprach gar von einer „Kriegserklärung an das französische Volk“. Im Januar soll sich ein von der Regierung einberufener Runder Tisch auf der Basis des Expertenberichts mit dem Thema Integration befassen. Zuletzt hatte die Regierung von Präsident François Hollande den „Hohen Rat für Integrationsfragen“ aufgelöst, nachdem dieser empfohlen hatte, das Schleierverbot in Frankreich auszuweiten. (ftm)

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