© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  52/13 / 13. Dezember 2013 u. 01/14 / 20. Dezember 2013

Frisch gepresst

General Sikorski. Fast gleichzeitig entfesselten 1967 Rolf Hochhuths Drama „Soldaten“ und David Irvings zeithistorische Studie über den am 4. Juli 1943 angeblich bei einem Flugzeugabsturz in Gibraltar um Leben gekommenen General Władysław Sikorski einen politischen Skandal. Behaupteten doch beide, der britische Kriegspremier Winston Churchill habe das Haupt der polnischen Exil-Regierung ermorden lassen, weil er das gute angelsächsisch-sowjetische Einvernehmen störte. Sikorski sei zum „Problem“ geworden, weil er sich weder mit Stalins Massenmord an 20.000 polnischen Offizieren und Intellektuellen noch mit dem von Stalin als Kriegsbeute geforderten Verlust Ostpolens abfinden wollte. Die seit 1990 intensivierte polnische Aufklärung aufgreifend und mit eigenen Resultaten verknüpfend, bestätigt der ehemalige Warschauer ARD-Korrespondent Dierk Ludwig Schaaf in seiner akribischen, ungemein fesselnden Untersuchung die Mord-These Hochhuths und Irvings. Nur heißt der Mörder bei Schaaf Stalin, während Churchill „nur“ sein Komplize gewesen sei. Und zwar nicht nur bei der Beseitigung des Generals, sondern folgerichtig bei der Sowjetisierung Polens, dessen „Westverschiebung“ auf eine „Anregung“ des späteren Aachener Karls-Preisträgers während der Teheraner Konferenz zurückgeht. (ob)

Dierk Ludwig Schaaf: Der vertuschte Verrat. Churchill, Stalin und der Tod Sikorskis. Fibre Verlag, Osnabrück 2013, broschiert, 223 Seiten, 24 Euro

 

Kriegsgefangenschaft. Vor einigen Jahren begleitete der Journalist Christian Huber eine Initiative einer bayerischen Regionalzeitung, in der Soldaten des Zweiten Weltkriegs ihre Erlebnisse an den Fronten wiedergaben, was eine große Resonanz in der Leserschaft hervorrief. Auch das daraus entstandene Buch („Das Ende vor Augen“) wurde stark nachgefragt. Nun hat Huber eine weitere Sammlung von Zeitzeugenberichten herausgegeben, die deren Schicksal als Kriegsgefangene beschreiben. Von den zehn Berichten sind neun von den Unglücklichen, die in sowjetischen Lagern ihre entbehrungsreichen Jahre verbringen mußten. Ungeheure Strapazen, alltäglicher Hunger und nicht zuletzt die völlige Ungewißheit, wie lange dieser Zustand der Entrechtung zu ertragen sein würde, ziehen sich wie ein roter Faden durch alle Schilderungen der bayerischen Forntkämpfer. (bä)

Christian Huber: Tausend Tage ohne Hoffnung. Berichte aus der Kriegsgefangenschaft. Rosenheimer Verlagshaus, Rosenheim 2013, gebunden, 219 Seiten, 12,95 Euro

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