© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  52/13 / 13. Dezember 2013 u. 01/14 / 20. Dezember 2013

Leserbriefe

Zu: „Die Lektion lernen“ von Michael Wiesberg, JF 51/13

Weder Brüssel noch Moskau

Der EU-Assoziierungsgipfel in der litauischen Hauptstadt Wilna hat die Diskrepanzen zwischen Wunsch und Wirklichkeit, Sein und Schein besonders deutlich zutage gefördert. Hin und her gerissen zwischen dem Drängen und Locken der neoliberalen EU auf der einen Seite und dem autokratisch geprägten Rußland auf der anderen, ist die Ukraine nun in ihrem schwierigen Selbstfindungsprozeß weiter polarisiert worden. Solange die EU sich in bezug auf ihre ungelöste Euro-Schulden und Finanzkrise derart in den internationalen Schlagzeilen befindet, würde ihren Vertretern etwas mehr Bescheidenheit gut zu Gesicht stehen.

Auch zeigt das Beispiel Griechenland, daß die Erwartung, eine EU-Mitgliedschaft sei mit einem Wohlstand für alle verbunden, in der Regel reines Wunschdenken bleibt. Daß die Ukraine mit beiden Seiten, Rußand und der EU kooperieren will und muß, ist verständlich. Sie sollte versuchen, eine gewisse Äquidistanz zu bewahren. Die ukrainische Hauptstadt sollte Kiew heißen und nicht Brüssel oder Moskau. Reformen können nicht von außen verordnet werden. Weder Gazprom noch der IWF gelten als ausgesprochene Freunde der kleinen Leute.

Roland Grassl, Bühl

 

Vorbildliche Absage von Gauck

Die Ukraine ist ein Vasallenstaat Rußlands, Putin ist und bleibt ein zaristischer Despot. Beide Länder werden niemals demokratisch. Da finde ich es sehr gut, daß Herr Gauck Sotschi fernbleibt. Das sollten alle Länder der EU tun! Vitali Klitschko aber sollte aufpassen, die KGB-Schergen Putins sind sicher nicht weit.

Otto-Bernd Hausmann, Balatonmagyaród/Ungarn

 

 

Zu: „Zweikampf liberaler Parteien“ von Dieter Stein, JF 51/13

Soll das wirklich alles sein?

Als „zackigem Hauptmann der Reserve“ steht Herrn Lindner das blaue Tuch der Luftwaffe sicher gut. Fakt aber ist: Lindner hat zunächst den Wehrdienst verweigert. Nur, wer läßt das schon gern auf seine Visitenkarte drucken? Da war es hilfreich, daß die Bundeswehr früher mal vierzehntägige sogenannte „Prominenten-Wehrübungen“ angeboten und tatsächlich auch durchgeführt hat. Die Absolventen dieser sicher den ganzen Mann fordernden Übungen durften sich im Anschluß mit dem Dienstgrad eines Oberleutnants der Reserve schmücken. Wie man sieht, waren selbst Beförderungen nicht ausgeschlossen. Da stellt sich mir die Frage: War Lindner eigentlich schon als Gefechtsfeldtourist in Afghanistan?

Ebenso schillernd wie seine „militärische Karriere“ war bekanntlich sein Wirken als Unternehmer. Was bleibt, ist sein zugegebenermaßen ausgeprägtes rhetorisches Talent, neben seiner für „Berufspolitiker“ heute üblichen Saalkarriere, nämlich Kreißsaal, Hörsaal, Plenarsaal. Ich weigere mich zu glauben, daß das alles ist, was diese ehemals wichtige Partei zu bieten hat.

Rolf-Rüdiger Wandtke, Bad Iburg

 

 

Zum Lesereinspruch: „Beispiel Grüne“ von Werner Linn, JF 51/13

Der Himmel bewahre uns davor

Hier muß ich vehement widersprechen: Der Himmel bewahre uns vor einem „angepaßt-aggressiven Joschka Fischer“, wie ihn sich Leser Linn als Führer einer erfolgreichen Rechtspartei vorstellt! Der Aufstieg der Grünen erfolgte nicht wegen, sondern trotz Joschka Fischer. Linke Medien jubelten die Grünen hoch und bagatellisierten die Umtriebe Fischers und seiner sogenannten „Putzkolonne“, so daß Joschka sogar im Bundestag mit seiner Vita kokettieren konnte, als er ausrief: „Lassen Sie sich das von einem alten Steinewerfer sagen!“ Unvergessen bleibt auch seine Auslassung in der Frankfurter Straßenpostille Pflasterstrand: „Deutsche Helden sollte die Welt, tollwütigen Hunden gleich, einfach totschlagen!“

Nein, wer sich politisch in Deutschland für sein Vaterland einsetzen will, muß andere Charaktermerkmale besitzen als ein Joschka Fischer: anständig, bereit, dem Zeitgeist zu trotzen, beharrlich, mutig und tapfer, mit Argumenten und nicht mit Gewalt überzeugen.

Peter Lauer, Hannover

 

 

Zu: „Lieber Maultier als Esel“ von Richard Stoltz, JF 51/13

Esel – zwischen Ecke und Brücke

Hierzu scheint mir eine Bemerkung angebracht: Ist ein Esel wirklich so dumm, wie er immer dargestellt wird? Hat man beispielsweise schon mal einen Esel gesehen, der über ein Hindernis springt, an dem er genausogut links oder rechts vorbeigehen kann? Wenn ein Esel den Reiter nicht auf seinem Rücken haben möchte, macht er keine anstrengenden Bocksprünge, sondern geht unter dem niedrigsten Baum oder Busch hindurch, den er sehen kann. Oder er sucht sich eine Mauer, an der er ganz dicht entlanggeht. In jedem Falle ist er seinen Reiter los. Manchmal bleibt er auch nur stehen und rührt sich nicht mehr von der Stelle – dann ist er der sprichwörtlich sture Esel.

Helmut von Brandis, Iphofen

 

 

Zu: „Die große Konfusion“ von Thomas Paulwitz, JF 50/13

Problem beginnt beim „Lährer“

Auch ohne „Anlauttabelle“ schreiben und sprechen viele Kinder und Erwachsene so, wie sie es hören. Zunehmend ist das „Verquaken“ der deutschen Sprache festzustellen: Viele Wörter werden entgegen den Regeln der Hochlautung nicht mit einem „e“ oder zwei geschlossenen Selbstlauten „ee“, sondern betont offen wie der Vokalbuchstabe „ä“ ausgesprochen. Seit 1959 gab es für die Hochlautung der deutschen Aussprache eine offiziell festgelegte Norm. Diese sollte laut Duden unter anderem für Rundfunk, Schulen und Post in Deutschland sowie für die deutschsprachigen Bühnen gelten.

Doch heute verzichtet der Duden auf Normen. In den Fernseh- und Radiosendungen ist je nach dem Bildungsgrad der Sprechenden nicht selten vom „Wärden“, vom „Ärsten“, von der „Ärde“, dem „Läben“, den „Pfärden“ oder den „Ärdbäären“ die Rede. Der Verzicht auf die Ausspracheregeln trägt erheblich zu den Rechtschreibschwächen bei, vor allem, wenn schon in der Schule die „Lährer“ mit schlechtem Beispiel vorangehen.

Dr. Erwin Günther, Berlin

 

 

Zu: „‘Nur ein bißchen Muskelschwund?’“, im Gespräch mit Thomas Goppel, JF 50/13

Zu viele Ab-Stoiber in der Union

Es gibt in der Union zu viele Goppelianer und Ab-Stoiber, die ihre Grundsätze preisgeben, um an der Macht zu bleiben. Da haben es die Merkelianer in der CDU leicht, zusammen mit den Gabrielanern in der SPD die Multikulturalierung Deutschlands voranzutreiben und unsere Identität mittels Doppelpaß zu verschleudern.

Günter Zemella, Schwäbisch Hall

 

 

Zum Lesereinspruch: „Radikaler Pazifismus“ von Rüdiger Medynska, JF 50/13

In der Regel nur halbe Christen

Wir Menschen sind in der Regel nur halbe Christen; denn wir wehren uns, falls wir angegriffen werden – soviel zur angeblich radikalen pazifistischen Einstellung. Über die wirklichen Ziele der USA gibt ausnahmsweise der Titel „Die einzige Weltmacht“ von Brzezinski Antwort, wo er die Leser hinter die Kulissen schauen läßt. Es stimmt zwar, daß Saddam ein Menschenverächter war. Doch die Amis hinterlassen am Ende viel mehr Tote als dieser Halunke. Das Magazin Stern berichtete glaubhaft über die ganze amerikanische Schwindelei, daß im Irak das Gesundheitswesen und die sozialen Zustände als die höchsten in der arabischen Welt angesehen wurden. Die Mischung von Wahrheit, Halblügen und Lügen ist ein schlimmes Gemenge!

Dr. Hans-Peter Müller, Leipzig

 

 

Zu: „Ein Hauch von Bronx“ von Ronald Gläser, JF 50/13

Illegale Handlungen

Richtig, „kein Mensch ist illegal“. Das schließt aber nicht aus, daß er möglicherweise illegal handelt.

Eberhard Koenig, Baiern

 

 

Zu: „Generationenvertrag auf der Kippe / Nach uns die Sintflut“ von Konrad Adam, JF 50/13

Euphemismus entlarvt

Danke, daß Sie den Begriff „Demographischer Wandel“ als Euphemismus oder Beruhigungspille entlarvt haben! Nur tüchtige Kinder erhalten unser Land, unser Volk, unsere Wirtschaft und unsere Kultur. Darauf hätte sich der Koalitionsvertrag konzentrieren müssen.

Georg K. Schmelzle, Norden/Ostfriesland

 

Kinder sind nicht gleich Kinder

Wer setzt denn Kinder in die Welt, um Renten zu retten? Noch immer haben Eltern ja wohl – nur! – private und egoistische Motive und sollten sich deshalb nicht so altruistisch aufspielen. Ich finde es schäbig, Kinder als Mittel zum Zweck (Sicherung der Renten) zu sehen und auf ihren ökonomischen Nutzen zu reduzieren. Aber wenn, dann bitte mit allen Pros und Kontras: „total cost of ownership“ nennt man das. Es gibt viele Kinder, die eben nicht „von Nutzen“ sind für die Rentenversicherung, das heißt später nicht „verläßlich arbeiten“ und „verantworlich handeln“ (wollen oder können). Längst nicht alle Kinder werden Rentenzahler. Die, die später als Beamte oder Selbständige arbeiten, die im Ausland leben oder die, die gar nicht arbeiten (Sozialfälle), zahlen ebenfalls nicht in die Rentenversicherung. Und was ist mit denen, die kriminell, alkohol-, drogenabhängig werden? Es gibt viele Kinder, die den Steuerzahler zur Kasse bitten, aber nichts oder nur wenig in die Rentenkasse einzahlen. Sollten deren Eltern dafür auch Wohltaten, Entlastung und Mütterrenten bekommen? Wenn ja, wieso?

Wer gearbeitet und in die Rentenkasse eingezahlt hat, hat definitiv dreimal seinen Beitrag für die Gesellschaft geleistet, durch Arbeitsleistung, Steuern und Sozialabgaben. Viele Eltern dagegen mißhandeln, vergewaltigen, vernachlässigen, traumatisieren ihre Kinder und sind selbst unfähig zu einem geordneten Leben und zur Kindererziehung. Warum sollte man solche Eltern noch belohnen? Sie sollten froh sein, daß andere – vom Staat erzwungen – sie und ihre Kinder mitfinanzieren. Kinderlose zahlen lebenslang für alle Kinder mit: zum Beispiel beitragsfreie Mitversicherung in Krankenkassen und weiteren Versicherungen, zahlreiche Sozialleistungen für Familien, die nicht zuletzt auch die hohen Staatsschulden mitverursacht haben.

Ute Vogt, Schossin

 

 

Zu: „Der neue Beutezug“ von Michael Paulwitz, JF 49/13

Der Aspekt der Wertsteigerung

Daß die in der NS-Zeit geraubten Kunstwerke ihren jüdischen Erben zurückgegeben oder restituiert werden müssen, ist unumstritten. Doch eine nach dem Washingtoner Protokoll „faire“ Rückgabe kann nicht bedeuten, daß der seit den 1930er Jahren um den Faktor 10 bis 1.000 gestiegene Wert von Kunstwerken generell den Erben ehemaliger Eigentümer zusteht, gerade wenn diese rechtlich umstritten sind, wie in dem hiergeschilderten Beispiel, als das Brücke-Museum Ernst Ludwig Kirchners „Berliner Straßenszene“ von 1913 herausrücken mußte. Dessen Wert wurde 1934 auf 2.500 SF geschätzt. Im Jahr 2006 war es dann 38 Millionen Dollar wert, und diese Wertsteigerung kam ausschließlich den vermeintlichen Erben zugute. Dabei ist der heutige Wert durch die jahrzehntelange sichere Verwahrung bedingt. Auch jedes Bahn- oder Bankschließfach kostet schließlich Geld.

Prof. Dr. Hans E. Müller, Braunschweig

 

 

Zu: „Die reflexive Seite des Glaubens“ von Felix Dirsch, JF 49/13

Unbekannte Herkunft des Bildes

Sie zeigen hier ein Bild, das angeblich vom französischen Astronomen Flammarion stammt. Der große Werner Büdeler schrieb in „Geschichte der Raumfahrt“, daß die Herkunft dieses Bildes unbekannt sei. Ich meine, der Stil des Bildes (Bekleidung der Person, Darstellung von Pflanzen, Sternen, Sonne) läßt auf das 15./16. Jahrhundert schließen. Büdeler gibt als Bildquelle das Deutsche Museum München an. Bei ihm fehlt die Inschrift „Urbi et Orbi“.

Wolfgang du Roi, Bremen

 

 

Zu: „Das Vertrauen starb in der Elm Street“ von Wolfgang Kaufmann, JF 48/13

Wir saßen da wie gelähmt

Der 50. Jahrestag der Ermordung von JFK ist für mich eine persönliche Erinnerung. Der 22. November war der Geburtstag meiner Mutter. Wie üblich war dieser Tag mit der Verwandtschaft in einer gemütlichen Kaffeerunde begangen worden. Meine Cousine war mit ihrer Familie nach Hause gegangen und rief kurz darauf an und teilte uns mit, was soeben im Radio durchgegeben wurde. Wir saßen wie gelähmt da. Jedes Jahr ist der 22. November daher auch ein Gedenktag. Immer wieder werden die Menschen, die für die Menschheit etwas Positives leisten wollen und den Dunkelkräften sich entgegenstellen, aus dem Weg geräumt. Um Lügen ist man nie verlegen.

Gisela Brunner, Freiburg

 

 

Zu: „Mit Tränen in den Augen“ von Tobias Westphal, JF 47/13

Fehlendes Taktgefühl

Daß die TV-Mächtigen skrupellos Menschen mit schlichtem Gemüt erfolgreich der Fernsehgemeinde „vorführen“, noch dazu deren Gefühlsleben an die „interessierte Öffentlichkeit“ zerren, ist schon verwerflich genug! Aber nein, man traut seinen Augen nicht: Zu allem Überfluß an Häme steht jetzt auch noch die JUNGE FREIHEIT diesen TV-Machern zur Seite, um jene Menschen der Lächerlichkeit preiszugeben, die nichts anderes suchen als ein bescheidenes Glück und offenbar dabei nicht wahrnehmen, wie sie ihre Privatsphäre der Fernsehvermarktung in den Rachen werfen. Ein wenig mehr Taktgefühl stände Ihrem Autor, Tobias Westphal, gut an. Es gilt manchmal Menschen zu schützen, die dies offenbar nicht selbst leisten können.

Werner und Christel Jobmann, Seevetal

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