© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  03/14 / 10. Januar 2014

Zeitschriftenkritik: Psychologie Heute
Glücklich, wer zufrieden ist
Werner Olles

Ist Glück eher eine Sache der Erinnerung oder des augenblicklichen Genusses? Im ersten Fall wüßten wir erst im Rückblick, ob eine Zeitspanne wirklich glücklich war, und ob wir auf eine positive Lebensbilanz zurückblicken können, in der unsere Leistungen und Erfahrungen zu unserer Zufriedenheit beitragen. Bei der zweiten Spielart des Glücks versucht man den Augenblick zu genießen und das erhoffte Glücksgefühl in der Gegenwartslust oder zumindest in Erwartung guter Dinge zu empfinden. Dank intensiver Beforschung durch Psychologen, Soziologen, Wirtschaftswissenschaftler und „Zukunftsforscher“ weiß man jedoch inzwischen, daß das Augenblicksglück und das erhoffte Glück für die Gesamtbilanz stark überschätzt werden. Es ist wohl so, daß gehabtes und nicht mehr verlierbares Glück – die Zufriedenheit mithin – als das echte Glück zu feiern ist. Jean Paul erfand dafür die Formel von einem „Vollglück der Beschränkung“. Und selbst ein Revolutionär wie Karl Marx konzedierte, daß es sich für die meisten Menschen selbst in der völligen Entfremdung durchaus glücklich leben lasse.

In der aktuellen Ausgabe (Januar 2014) der monatlich erscheinenden Zeitschrift Psychologie Heute kommt Chefredakteur Heiko Ernst in seinem Editorial zu dem Schluß, daß es in Deutschland eine lange Tradition gibt, Zufriedenheit als das wahre Glück zu erkennen: „als die vernünftige, mitunter auch resignierte Anpassung der Erwartungen an die Verhältnisse“, da Idyllen oft trügerisch und selten von Dauer seien. Dies bedeute keinesfalls, üble Verhältnisse zu akzeptieren, sondern Erholung und Kräfte zu sammeln auf einem Plateau des Erreichten, während das ständige Hinterherjagen nach intensiven Glücksmomenten nicht zum Frieden mit sich selbst, der langlebigsten und tiefgreifendsten Form des Wohlbefindens beitrage. Zudem versäume man so das Gros der schönen Zeiten und übersehe die Essenz des guten Lebens: die Zufriedenheit.

Daß Schokolade bei schlechter Stimmung Trost spendet und als Glücklichmacher gilt, ist weithin bekannt. Doch warum beeinflussen Emotionen überhaupt unseren Appetit, und wie findet man zurück, wenn die Sache aus dem Ruder läuft und möglicherweise sogar unserer Gesundheit schadet? Fachleute sprechen vom „emotionalen Essen“, wenn Streß, Einsamkeit, Trauer oder einfach nur Langeweile den Weg Richtung Kühlschrank bahnen. Auf den ersten Blick ist es kein großes Problem, sich mit einer im Grunde harmlosen Strategie über die zahlreichen kleinen Krisen und Unannehmlichkeiten des Alltags zu helfen. Immerhin weiß der Volksmund, daß Essen und Trinken Leib und Seele zusammenhalten, doch auch hier macht die Dosis das Gift. Übergewicht und Fehlernährung gehen dann weit über ein bißchen „Kummerspeck“ hinaus und können zu ernährungsbedingten Krankheiten wie Eßstörungen, Gicht, Diabetes, Fettleber und anderen Stoffwechselstörungen führen.

Kontakt: Beltz-Verlag, Werderstr. 10, 69469 Weinheim. Das Einzelheft kostet 6,50 Euro, das Jahresabo 69,90 Euro. www.psychologie-heute.de

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