© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  04/14 / 17. Januar 2014

Bundesbankgold
Vertrauen schmilzt
Ronald Gläser

Was ist mit unserem Gold in Amerika passiert? Haben die Amerikaner überhaupt noch Gold, oder stehen ihre Tresore leer? Das sind die drängenden Fragen, die sich aus dem Eiertanz um das in New York gelagerte deutsche Gold ergeben, von dem im vergangenen Jahr ein Bruchteil – nämlich 37 von insgesamt 2.300 Tonnen – nach Deutschland geholt worden ist.

Eigentlich las sich der Artikel in der Bild am 24. Dezember wie ein Weihnachtsmärchen: „Endlich! Die Bundesbank holt ihren Goldschatz nach Deutschland!“ Doch die Exklusivnachricht – eine offizielle Stellungnahme der Zentralbank gab und gibt es nicht – entpuppte sich als haarsträubend: Die seit Jahrzehnten angeblich in New York lagernden Barren seien eingeschmolzen und von einer Sicherheitsfirma nach Deutschland gebracht worden. Wieso das denn? Im Januar spezifizierte die Bundesbank ihre Aussage: Das Einschmelzen sei erst in Deutschland erfolgt. Es sei nötig gewesen, da die Barren einem bestimmten Standard nicht genügt hätten.

Damit hat sich die Bundesbank in Widersprüche verwickelt. Sie dürfe mit dieser Art der „ständig wechselnden Behauptungen, Faktenauslegung und Verschleierung“ nicht mehr länger durchkommen, meint der Gründer der Initiative „Holt unser Gold heim“, Peter Poehringer. Das stimmt. Es gilt insbesondere, nachdem sie es jahrelang vergeigt hat, den Goldschatz vor Ort zu kontrollieren. Erst nachdem der Bundesrechnungshof sie dazu aufgefordert hat, wurde sie tätig. Die Öffentlichkeit hat ein Recht darauf, die Wahrheit zu erfahren. Welche Barren wurden warum eingeschmolzen? Es muß doch Listen geben, in denen die Barren verzeichnet sind. Warum übernimmt eine private Sicherheitsfirma den Transport? Der Staat reißt immer mehr Aufgaben an sich: Er erfindet Gefahrenzonen, übernimmt die Kindererziehung, regelt die Höhe der Miete, des Lohns, des Strompreises, kennt unsere Telefonverbindungen. Aber zur Bewachung seiner eigenen Goldvorräte muß er dann Söldner anheuern – das sollen wir glauben?

Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen