© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  04/14 / 17. Januar 2014

Ausdruck der Verblödung
Protestkultur: In Hamburg wird mit Klobürsten gegen Polizeikontrollen protestiert
Richard Stoltz

Haushälterinnen und angestellte Reinigungskräfte klagen schon. In Hamburger Kaufhallen werden die Klobürsten knapp. Dagegen sieht man auf den Straßen der Hansestadt immer mehr Klobürsten. Sogenannte Autonome Gruppen, linke Radaubrüder, aber auch Anwohner ziehen damit herum, um ihren Widerstand gegen Polizei und andere Kräfte zur Sicherung der öffentlichen Ordnung auszudrücken. Man johlt und schwingt Klobürsten, so wie die Krawalleros sonst schwarze Fahnen und Baseballschläger schwingen und Steine in Schaufenster schmeißen.

Ist das nun ein Fortschritt, Ausdruck einer allmählichen Humanisierung und Pazifizierung der K-Gruppen? Schließlich sind Klobürsten ausgesprochen friedliche Gegenstände. Fürchten mußten sie bisher nur Bakterien, Viren und einige Pilzarten, die sich an den unteren Rändern von Toiletten angesiedelt haben, um dort eventuell klebende Verdauungsreste abzunagen. Sie führten ein ganz und gar bescheidenes Dasein an sogenannten Stillen Orten und dachten nicht im Traum daran, daß sie je als Kampfinstrumente und Kampfsymbole „zivilen Ungehorsams“ eingesetzt werden würden.

Freilich darf man davon ausgehen, daß ihre jetzige Indienstnahme sich nicht einer Humanisierung der K-Gruppen verdankt, sondern eher Ausdruck von deren zunehmender Verblödung ist. Auf Twitter und in diversen Blogs steht zu lesen, daß „die Klobürste zum Symbol des Widerstands gegen die Gefahrengebiete der Hamburger Polizei“ geworden sei. Das ist ungefähr so witzig, als würde man behaupten, das Hamburger Rathaus sei zum Symbol des Widerstands gegen Schmuddelwetter geworden. Dümmer geht’s nun wirklich nicht.

Wie titelte einst der Schriftsteller Thomas Brasch seligen Angedenkens? „Vor den Vätern sterben die Söhne.“ Parallel dazu läßt sich sagen: Vor den Revoluzzern sterben ihre Symbole. Weg mit ihnen mittels Klobürste!