© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  05/14 / 24. Januar 2014

CD-Kritik: Edvard Grieg / Lars-Erik Larsson
Ehrenrettung
Jens Knorr

Während seiner Tätigkeit als Dirigent, Komponist und Produzent beim schwedischen Rundfunk kreierte der schwedische Komponist Lars-Erik Larsson (1908–1986) mit dem Dichter Hjalmar Gulberg ein literarisch-musikalisches Programmformat aus Lyriklesungen und Musiknummern, die „Lyrische Suite“. Mit der gleichnamigen Komposition von Alban Berg, bei dem Larsson in Wien studiert hat, hat diese allerdings nichts zu tun. Die für eines dieser Programme, „Dagens stunder“, komponierten Nummern verarbeitete Larsson 1938 zu seiner „Pastoral-Suite“ op. 19. Das irgendwo zwischen Zuspätromantik und Neoklassizismus siedelnde dreisätzige Stück geht ebenso angenehm ins Ohr hinein wie hinaus.

An mittelprächtigen Einspielungen der zwei Peer-Gynt-Suiten und „Aus Holbergs Zeit“ des Norwegers Edvard Grieg (1843–1907) besteht wahrlich kein Mangel. Doch unter seinem Chefdirigenten Ola Rudner putzt die Württembergische Philharmonie Reutlingen alle Rembrandt-Firnis von den Partituren ab. In kühler Morgenhelle treten dynamische Konturen schroffer hervor, erscheint die Instrumentierung plötzlich zwingend notwendig, klingt Griegs Musik nicht mehr provinziell, sondern wie von einem norwegischen Versprengten des Mächtigen Häufleins geschrieben.

Werke von Edvard Grieg und Lars-Erik Larsson Antes Edition, 2013 www.musicline.de

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