© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  06/14 / 31. Januar 2014

Was Anleger aus der Prokon-Pleite lernen können
Es gibt nur einen Einstein
Markus Brandstetter

Jetzt hat der Windpark-Betreiber Prokon also doch Insolvenz angemeldet, und nun ist der Jammer bei den Anlegern verständlicherweise groß. 75.000 Investoren hatten dem Unternehmen 1,4 Milliarden Euro anvertraut. Das meiste davon dürfte weg sein. Die Gläubigerquote bei deutschen Insolvenzen beträgt drei bis fünf Prozent. Wer also 10.000 Euro in Genußscheine von Prokon investiert hatte, der bekommt vielleicht nur noch 500 Euro zurück – und das kann Jahre dauern. Hätte ein Investor diese 10.000 Euro auf einem ach so langweiligen und stinknormalen Festgeld-Konto gebunkert,wäre das Geld noch da.

Die Wirtschaftspresse beschränkt sich im Augenblick darauf, den Geschädigten zu raten, den Stall abzuschließen, nachdem das Pferd längst davongelaufen ist. Besser wäre es, sich zu überlegen, was ein Anleger tun kann, damit ihm so etwas gar nicht erst widerfährt.

Wer Geld anlegt, sollte zuerst einmal nicht auf gute Ratschläge und Berater hören, nicht glänzenden Prospekten und blinkenden Internetseiten vertrauen, sondern seinem eigenen gesunden Menschenverstand.

Was allzu schön klingt, ist meist nicht wahr. Acht Prozent Rendite im Jahr, was Prokon den Inhabern seiner Genußscheine garantierte, ist seit Jahren schon mit keiner seriösen Anlage auf der Welt zu schaffen. Es ist richtig, daß das amerikanische Finanzgenie Warren Buffett für seine handverlesene Klientel jedes Jahr, und das seit Jahrzehnten, zweistellige Renditen erzielt, aber Buffett ist der Einstein unter den Investoren, dem keiner das Wasser reichen kann. Wer also acht Prozent hört, der sollte von vornherein mehr als mißtrauisch sein, weil es zwar viele Physiker gibt, aber nur einen Einstein.

Die zweite goldene Regel bei allen Investments lautet: nicht der Stimme des Herzens folgen, sondern der der Vernunft. Ja, es ist schön, wenn einer kommt und sagt: Gebt mir euer Geld, ich mache grünen Strom daraus, der diese Erde in einen besseren Planeten verwandelt. Nur hängen alternative Energien meistens am Subventionstropf des Staates, und wenn der leer ist, ist der grüne Windmacher auch am Ende. Zweitens wissen windige Geldanleger immer ganz genau, wie sie ihre frohe Botschaft so verpacken müssen, daß bei vielen Gläubigen das Herz das Hirn ausschaltet.

Drittens, und das kann man nicht oft genug betonen, gehören Ersparnisse nicht gebündelt, sondern verteilt. Das trifft besonders auf alle Beträge zu, die mit der Altersvorsoge zu tun haben. Man soll nie alles auf die sprichwörtliche eine Karte setzen.

Eine uralte Regel, die sich noch immer bewährt hat, lautet: Ein Drittel Immobilien, ein Drittel Wertpapiere, ein Drittel Bargeld. Wer also von seinen 10.000 Euro für ein Drittel Prokon-Genußscheine gekauft hat, den Rest aber anderweitig angelegt hat, der besitzt am Schluß noch 7.100 Euro und nicht 500.

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