© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  06/14 / 31. Januar 2014

Ethnographische Feldforscherinnen im Sextourismus: Teilnehmende Beobachtungen
Reale Aufstiegschancen entdeckt
(dg)

Ein Vorläufer des Sextourismus tauchte erstmals in Südostasien in den Fünfzigern auf, als das US-Militär die Region mit Militärstützpunkten überzog. In den Siebzigern etablierte sich dieses Phänomen dann als Begleiterscheinung des Ferntourismus, und heute sind es neben Thailand vor allem Kuba und die Dominikanische Republik, die den „begüterten mittelalten bis älteren weißen Mann“ locken, dort die „ungleichen Sozialbeziehungen“ für sich zu nutzen und sexuelle Dienstleistungen in Anspruch zu nehmen. Solche „Begegnungsräume von Prostitutionsszenen“ sind seit langem ein Tummelplatz der Gender-Forschung. Hier entstand auch die Untersuchung von Wiener Kulturanthropologinnen über „Transnationale Intimbeziehungen“ im Ferntourismus (Anthropos, 108/2013). Darin wird einmal mehr deutlich, daß „Gender“ keine „kritische Theorie“ ist, sondern den Status quo politischer und sozialer Machtverteilung mittels Korrektur „ungleichsrelevanter“ Störfaktoren stabilisieren will. Das „Engagement in der Sexindustrie“ biete nämlich „reale Aufstiegs-und Mobilitätsmöglichkeiten für die lokalen Frauen und Männer“. Durch „teilnehmende Beobachtung“ der „AkteuerInnen“ in „ethnographischer Feldforschung“ müsse nun herausgefunden werden, wo sich ihr Tun in quasi den „Geschäftsbetrieb“ hemmende „Unterdrückung“ verwandle.

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