© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  06/14 / 31. Januar 2014

Leserbriefe

Zum Schwerpunktthema: „‘Wir schaffen das’“, JF 5/14

Früher bei den Republikanern

Wird die JUNGE FREIHEIT von der AfD gesponsert? Allmählich wird mir die JF zu AfD-lastig. Die Punkte, welche die AfD bringt, wurden schon viel früher etwa von den Republikanern angesprochen und stehen in ihrem Programm. Wurde die AfD geschaffen, um anderen konservativen Parteien Stimmen „zu mopsen“?

Markus Mueller, Frankenthal

 

Vermißte Distanz

Die JF legt Wert auf eine gewisse Objektivität. In der Berichterstattung über die AfD scheint ihr diese aber abhanden gekommen zu sein. Die nötige Distanz, die man von einer neutralen Publikation gegenüber einer Partei erwartet, geht der JF bei der AfD zunehmend verloren. In der aktuellen Ausgabe wird quasi unverhohlen Werbung für die AfD gemacht. Über den FDP-Europaparteitag, der den Euro-kritischen und der Schäffler-Fraktion zugehörenden Abgeordneten Holger Krahmer hat durchfallen lassen, keine Zeile. Die JF sollte, möchte sie nicht ganz und gar zur AfD-Parteizeitung mutieren, zur bewährten Unabhängigkeit zurückkehren.

Boris Rupp, Wetzlar

 

 

Zu: „Da läuft was verqueert“ von Birgit Kelle, JF 5/14

Lesen, Schreiben und Rechnen

Nach den neuen Bildungsplänen sollen die Schüler von der ersten Klasse an in unterschiedlichen Fächern die „Akzeptanz und Toleranz sexueller Vielfalt“ lernen. Sie sollen „die verschiedenen Formen des Zusammenlebens von/mit LSBTTI-Menschen“ kennenlernen und „Begegnungen in einer sich wandelnden, globalisierten Welt“ reflektieren. Wäre es für sie nicht viel besser, wenn sie erst einmal die Grundfähigkeiten wie Lesen, Schreiben, Rechnen ordentlich lernen würden?

Günter Zemella, Schwäbisch Hall

 

 

Zum Lesereinspruch: „Ärgerlich“ von Tillmann Elliesen, JF 5/14

Zur Nachahmung empfohlen

„Wer nicht 50 Prozent seines Wohnraums Flüchtlingen zur Verfügung stellt und ihnen nicht 30 Prozent seines Einkommens abgibt, ist ein Heuchler.“ Starke Worte in der Ostermesse eines katholischen Präses. Nachforschungen ergaben: Der Mann praktiziert im täglichen Leben, was er predigt.

Die Herren Einashe und Elliesen sind somit aufgefordert, den Nachweis des eigenen guten Beispiels zu erbringen. Das von anderen geforderte unbegrenzte Gutmenschentum bei der Aufnahme von Flüchtlingen in Europa läßt zweierlei erkennen: Die Herren haben offensichtlich keine konkreten Vorstellungen von den ungeheuren Dimensionen der weltweiten Flüchtlingsprobleme und den zunehmend maroden Kassen der meisten Kommunen, denen ständig neue Soziallasten aufgebürdet werden.

Martin Wiehage, Werther

 

 

Zu: „Kiel tilgt Hindenburgufer“ von Hans-Joachim von Leesen, JF 5/14

Ein originelles Bild

Dieses Phänomen der zwanghaften Umbenennung vermeintlich historisch belasteter Bezeichnungen für öffentliche Straßen und Plätze ist pathologisch. Doch neu ist es nicht: Schon bei den alten Ägyptern wurden die Namen unliebsamer Pharaonen von Statuen und Heiligtümern getilgt. Die alten Römer bezeichneten diese Art von Geschichtsklitterung als „Damnatio memoriae“. Dem Rat der Stadt Kiel hingegen gebührt die Ehre, für diese Art von zeitgeistigem Manöver den aus der Marinetaktik stammenden Begriff der „Kiellinie“ erstmals in den Sprachgebrauch eingeführt zu haben. Ein originelles Bild: Alle auf einen Kurs und auf Linie gebracht. Besser sind Mitläufertum und Linientreue nicht zu veranschaulichen.

Unsere naseweisen Politiker von heute glauben, alles besser zu wissen als ihre Vorfahren. Ein unverdächtiger Zeitzeuge von damals, Winston Churchill, beschließt im August 1934 seinen Nachruf in der Daily Mail auf den gerade zuvor verstorbenen Paul von Hindenburg mit den Worten (deutsche Übersetzung): „Wir können gewiß sein, daß dieser berühmte alte Kämpfer keine anderen Beweggründe hatte als die Liebe zu seinem Lande und daß er trotz nachlassender geistiger Kräfte das Beste versuchte, um mit Problemen fertig zu werden, mit denen noch kein Herrscher zuvor konfrontiert wurde.“ (aus: „Great Contemporaries“ by Winston Churchill, September 1937).

Bernd Ulrich, Ratingen

 

 

Zu: „Den kalten Krieg beenden“ von Thorsten Hinz, JF 5/14

Nicht staatsmännisch

Bundespräsident Gauck brüskiert mit seiner Absage, nicht nach Sotschi zu fahren, Putin und Rußland. Die vernommene Ausrede, es gäbe keine Regel zu solchen Besuchen, klingt nach Ausrede. Sollte Gauck persönliche Gründe wegen seines Vaters haben und diese jetzt nicht als Staatsoberhaupt dieser Funktion unterordnen, ist das nicht staatsmännisch. Angeblich soll ja Angela Merkel vorweg nicht über die Absage informiert und deswegen wütend gewesen sein. Vielleicht ahnt der Bundespräsident aber auch, daß sich Putin keine Belehrungen in Sachen Demokratie anhören wird. Zudem: In Zeiten der antiken Olympischen Spiele galt die heilige Waffenruhe!

Robert Roth, Gau Algesheim

 

 

Zu: „Tod in kleinen Dosen“ von Christoph Keller, JF 5/14

Auch Osterfeuer und Silvester

Sind in den 210.000 Tonnen diversen Feinstaubs im Jahres 2011 auch schon die Feinstaubbelastungen aus mehr als 15.000 Osterfeuern bundesweit sowie durch die Knallerei an Silvester enthalten oder wäre das noch hinzuzufügen? Beides sind anachronistische Brauchtumszwänge, die bewirken, daß an beiden Tagen die jeweils höchsten Feinstaubbelastungen im Jahr gemessen werden. Politik und auch Verbände sind aber offensichtlich zu feige, sich hierzu zu äußern, geschweige denn, etwas dagegen zu unternehmen.

Werner Kolbinger, Garbsen

 

 

Zu den Meldungen: „Debatte um Armutszuwanderung“ & „Zahl der Asylbewerber so hoch wie lange nicht“, JF 4/14

Das scheint niemanden zu stören

Grassierende Ablehnung von Kindern und systematische Zersetzung der Familie machen uns zu einem sterbenden Volk. Nun fordert die Wirtschaft wegen des zunehmenden Nachwuchsmangels für die nächsten Jahre bis zu 1,5 Millionen qualifizierte Arbeitskräfte aus dem Ausland. Statt die Ursachen unserer demographischen Katastrophe zu beseitigen, werden wieder nur dubiose Lösungen angestrebt. So droht unsere Konsumgesellschaft das Erbe, für das unsere Vorfahren sich mühten und kämpften, für das Linsengericht eines selbstgerechten Wohllebens und eines fragwürdigen Fortschritts zu verscherbeln, wobei dies noch mit gutmenschlichen Floskeln wie „Weltoffenheit“, „Toleranz“, und „Bereicherung“ schöngeredet wird. So ist es nicht verwunderlich, daß sich die ganze Diskussion bei der Immigration lediglich um finanzielle und wirtschaftliche Probleme dreht. Auf diese Weise wird unsere Kultur und unser Wesen immer weiter eliminiert, und wir werden langsam zu Fremden im eigenen Land; aber das scheint niemanden zu stören.

Dabei hatte das Bundesverfassungsgericht schon 1987 entschieden, daß es „verfassungsrechtliche Pflicht ist, die Identität des deutschen Staatsvolkes zu erhalten“. Brennende Städte in Frankreich (2005) und bürgerkriegsähnliche Unruhen in England (2011) sollten für uns ein Menetekel sein!

Dr. med. Bonifaz Ullrich, Blieskastel

 

 

Zu: „Rüge des Presserates“ von Felix Krautkrämer, JF 4/14

Ideologisch verbohrte Herrschaft

Die Rüge des Presserates wegen des Begriffs „Zigeuner“ ist absolut lächerlich und beweist die ideologische Verbohrtheit der Herrschaften. Als ARD-Korrespondent war ich mehrmals in Rumänien und natürlich auch mehrfach in Zigeuner-Siedlungen. Ich spreche zwar nicht rumänisch, aber soviel habe ich doch verstanden: Diese Menschen haben sich voller Stolz als Zigeuner bezeichnet, es wäre ihnen gar nicht in den Sinn gekommen, daß daran etwas diskriminierend oder beleidigend sein kann. Auch bei anderen Gelegenheiten, so zum Beispiel in Berlin, habe ich von Angehörigen dieser Volksgruppe gehört, daß sie von sich ganz stolz sagen: Wir sind Zigeuner.

In Wirklichkeit ist die von „fortschrittlichen Kreisen“ benutzte Form „Roma und Sinti“ der Name für lediglich zwei Gruppen. In Albanien, Serbien, Montenegro, Mazedonien, Bulgarien und Rumänien gibt es aber eine große Anzahl von Zigeuner-Volksgruppen, die sich sehr bewußt von anderen abgrenzen und nicht Roma oder Sinti sein wollen. Da sich in Deutschland und Österreich bei vielen Zigeunern inzwischen das „Roma“ für all ihre Volksgruppen eingebürgert hat, ist „Roma und Sinti“ sogar eine Tautologie. Bei einer Sendung über Zigeuner im ORF war ein Zigeuner im Originalton zu hören: „Jetzt sogns sogor Roma und Sinti zu uns, oba mir san und bleibn Zigeuner!“

Die Herrschaften vom Presserat beweisen mit ihrer Rüge lediglich ihre Ignoranz, ihr geistiges Provinzlertum, ihre Ideologiebesessenheit.

Detlef Kleinert, Breitenfurt/Wien

 

Diese Rüge ist blanke Zensur

Wenn der Presserat das „Z-Wort“ nicht „für eine neutrale, nichtdiskriminierende Bezeichnung“ hält, zeigt das, wie auch hier eine Saat sprachlicher Absurditäten aufgeht und erneut Sanktionsrituale wirksam werden bei gleichzeitiger Ignoranz oder Unterdrückung objektiver Fakten. Der Begriff „Zigeuner“ ist Jahrhunderte alt und nicht nur der Verband nicht organisierter deutscher Zigeuner wehrte sich gegen den Alleinvertretungsanspruch von Romani Rose und seiner Minderheit von Zentralratsfunktionären und den von ihnen erfundenen und propagierten Kunstbegriff „Sinti und Roma“. Mit diesem Begriffspaar können und wollen die Zigeuner in Südosteu­ropa nichts anfangen.

„Wir sind keine Roma.Wir sind Tsigani“, so berichtet Rolf Bauerdick in seinem Sachbuch „Zigeuner“. Auf über hundert Reisen in elf Länder begegnete er den Menschen, die sich selbstverständlich als „Zigeuner“ bezeichnen. Und er widerlegt lächelnd die selbsternannten Experten, die angeblich alles über „die Zigeuner“ wissen, aber keinen einzigen Tag mit ihnen zusammenlebten und die Lebenswirklichkeiten dieser Bevölkerungsgruppen niemals selbst erlebten. In seinem „Plädoyer für einen ehrenwerten Begriff“ (Kapitel 8, S. 166ff.) finden sich alle schlagenden Fakten, die eine gutachterliche Begründung gegen die Entscheidung des Presserates liefern können. Dessen Rüge ist blanke Zensur und sollte mit allen rechtlichen Mitteln zurückgewiesen werden.

Jürgen Schaar, St. Wendel

 

 

Zu: „Wildwest auf Kriegskurs“ von Helmut Roewer, JF 4/14

Geschichtlicher Gezeitenwandel

Der JF gebührt das Verdienst, als einzige nennenswerte deutsche Zeitung einen Gezeitenwandel in der Geschichtsschreibung frühzeitig zu bemerken und positiv zu begleiten. Während etliche Historiker im englischsprachigen Raum – viel beachtet jetzt Chistopher Clark mit seinem „Schlafwandler“, aber auch ein Romancier wie Ken Follett mit seinem „Sturz der Titanen“ – mit der Versailles-Fischer-Wehler-Mär von der deutschen Alleinschuld am Ersten Weltkrieg aufräumen, bleibt die Mehrheit der deutschen Historiker bei ihren zwei Lebenslügen von der deutschen Hauptschuld am Ausbruch des Ersten Weltkriegs und der Alleinschuld Deutschlands am Zweiten Weltkrieg. Im Sog dieser Geschichtsdarstellungen werden auch viele andere Kriegsereignisse der letzten 150 Jahre mit deutscher Schuld garniert.

Da tut dieser JF-Artikel „Wildwest auf Kriegskurs“ über den Zweiten Amerikanisch-Mexikanischen Krieg 1914 der deutschen Seele richtig gut. Der Autor Helmut Roewer entlarvt die deutsche Mitschuld in diesem Krieg als ein amerikanisches Intrigenspiel. Die Intrigen, Provokationen und Tricksereien amerikanischer Präsidenten und Regierungen zwischen 1846 und 1941, die zu den Kriegen gegen Mexiko, Spanien, die US-Südstaaten und Japan geführt haben, werden in dem gerade erschienenen Buch des US Amerikaners John Denson geschildert: „Sie sagten Frieden und meinten Krieg, die Präsidenten Lincoln, Wilson und Roosevelt.“ Der JF-Artikel von Roewer paßt wie ein Kapitel in dieses amerikanische Buch.

Generalmajor a.D. Gerd Schultze-Rhonhof, Haldensleben

 

 

Zu: „Es muß um das Gemeinwohl gehen“ von Gerhard Vierfuß, JF 4/14

Bei Schiller nachgeschlagen

Treffender als wohl kein anderer hat Friedrich Schiller in seinem unvollendeten Trauerspiel „Demetrius“ diese Thematik resümiert: „Die Mehrheit? Was ist die Mehrheit? Mehrheit ist der Unsinn. / Verstand ist stets bei wen’gen nur gewesen. (...) Man soll die Stimmen wägen und nicht zählen – / Der Staat muß untergehn, früh oder spät, / wo Mehrheit siegt und Unverstand entscheidet“.

Überzeugend und hilfreich weist der Rezensent auf die umfangreichen Forschungen des Rostocker Professors für Alte Geschichte Egon Flaig in dessen Werk „Die Mehrheitsentscheidung“ hin. Er zeigt, wie im politischen Parteienstaat die Parlamente entpolitisiert werden.

Dr. Hubert Becker, München

 

 

Zu: „Parteien, Verbände, Personen / Zentralrat der Juden“, JF 3/14

Am besten von Jesus distanzieren

Wovon sollen wir uns am Ende denn noch distanzieren? Vielleicht – in vorauseilendem Gehorsam – auch gleich von Jesus Christus, der seinerzeit mit Hilfe der Israeliten durch den Statthalter Pontius Pilatus zum Kreuzestod verurteilt wurde?

Hildegard Kaltenbach, Klettgau

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