© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  06/14 / 31. Januar 2014

Knapp daneben
Eine Gefahr für unser Land
Karl Heinzen

Die Geschichte des Allgemeinen Deutschen Automobil-Clubs (ADAC) reicht bis in die Zeit vor dem Ersten Weltkrieg zurück. In der Weimarer Republik marschierte auch der österreichische Postkartenmaler Adolf Hitler (Mitgliedsnummer 56180) in seinen Reihen mit. Aus der Gleichschaltung, die ihn ab 1933 ereilte, darf daher nicht der Schluß gezogen werden, seine Grundwerte hätten im Widerspruch zu jenen des NS-Regimes gestanden. Dieses machte sich vielmehr seine Ziele zu eigen und verfolgte sie – mit dem Nationalsozialistischen Kraftfahrkorps als treibender Kraft – mit besonderer Vehemenz.

Nach 1945 war die NS-Ideologie zwar geächtet und selbst so manche Weltanschauung, die mit ihr auch nur vage in Verbindung gebracht werden könnte. Die heroische Autobegeisterung jedoch, die die Nazis kultiviert hatten, überdauerte unbeanstandet. Sie stand an der Wiege des Siegeszuges, den sowohl die deutsche Kraftfahrzeugindustrie als auch der ADAC nach dem Zweiten Weltkrieg antraten.

Als Massenorganisation verfügt er über die Macht, demokratische Entscheidungsprozesse auszuhebeln.

Mit über 18 Millionen Mitgliedern ist er heute mehr als doppelt so stark wie die NSDAP auf ihrem Höhepunkt – und wie bei dieser dürften nicht wenige vor allem deshalb zu ihm gestoßen sein, weil sie sich davon persönliche Vorteile versprachen.

Der ADAC ist aber nicht nur wegen seiner unappetitlichen Wurzeln eine Gefahr für unser Land. Als Massenorganisation, die sich einem ebenso fragwürdigen Ziel wie die Waffenlobby in den USA verschrieben hat, verfügt er über die Macht, demokratische Entscheidungsprozesse auszuhebeln. Die Unverfrorenheit, mit der er unbedeutende Umfrageergebnisse manipuliert, gibt einen Vorgeschmack davon, wozu er imstande ist, wenn es um seine Kernanliegen gehen sollte. Diese stehen, gespeist durch einen ungebrochenen Fortschrittsoptimismus, im Gegensatz zu den Maximen der Nachhaltigkeit, des Klimaschutzes und der Ressourcenschonung, denen unsere Gesellschaft heute verpflichtet ist. „Freie Fahrt für freie Bürger“ darf es nie wieder geben. Auch dem ADAC, der für diese Herrenmenschenparole steht, ist das Handwerk zu legen.

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