© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  08/14 / 14. Februar 2014

Meldungen

Ungarn: Juden wollen Gedenken fernbleiben

BUDAPEST. Der Verband der jüdischen Gemeinden Ungarns (MAZSIHISZ) hat seine Teilnahme an sämtlichen offiziellen Terminen im ungarischen Holocaust-Gedenkjahr vorläufig abgesagt. Ausschlaggebend dafür war Medienberichten zufolge ein umstrittener Denkmalsentwurf für den Freiheitsplatz in Budapest. Das geplante Mahnmal für die deutsche Besatzung Ungarns 1944–45 beachte die Argumente und Gefühle der Holocaust-Opfer nicht, hieß es aus Kreisen des MAZSIHISZ. Der Entwurf, hinter dem das Amt des Ministerpräsidenten Orban steht, besteht aus einem schwarzen Adler, der den Erzengel Gabriel bezwingt. Laut Werkbeschreibung symbolisiere der Adler die „aggressive Okkupation“ durch NS-Deutschland, Gabriel das „schutzlose“ Ungarn, das sich „aufopfere“. Dieses Geschichtsbild hatte bei Bekanntwerden Kritik ausgelöst. Ungarn wolle so jegliche Verantwortung an den Verbrechen gegenüber Juden auf das NS-Regime abwälzen. (ru)

 

Lettland: Sprachenstreit mit Rußland eskaliert

RIGA. Der Plan der lettischen Regierung, ab dem Schuljahr 2018 sämtlichen Unterricht in staatlichen Lehreinrichtungen ausschließlich auf lettisch durchzuführen, hat diplomatische Verwicklungen mit Rußland hervorgerufen. Rußlands Botschafter in Riga, Aleksandr Weschnjakow, brachte seine „Beunruhigung“ zum Ausdruck. Rußlands Außenminister Sergej Lawrow kündigte an, das Programm „Russische Schule im Ausland“ intensivieren zu wollen. Weschnjakow sagte, er befürchte, eine solche Reform „gewaltlos“ umsetzen zu wollen, sei „unmöglich“ und widerspreche Rigas „außenpolitischen Verpflichtungen“. Bei einem Referendum vor zwei Jahren entschieden sich drei Viertel gegen die Einführung des Russischen als zweite Amtssprache. (ru)

 

Polen: Prozeß gegen Anti-Kommunisten

WARSCHAU. Wegen des Beschmierens sowjetischer Denkmäler müssen sich zwei junge Männer vor einem Warschauer Gericht verantworten. Die Staatsanwaltschaft wirft den Studenten vor, in der Nacht vom 16. auf den 17. September 2011 zwei an repräsentativer Stelle im Zentrum der polnischen Hauptstadt plazierte Siegesdenkmäler der Roten Armee mit dem Schriftzug „Die rote Seuche“ versehen zu haben. „Kommunistische Denkmäler sollten nicht im souveränen Polen stehen“, begründete einer der Täter ihre Motivation. Sie seien „Element der Russifizierung“ und „Umlügen der geschichtlichen Wahrheit“. Während der Verhandlung kam es zu Beifallsbekundungen der Zuschauer für die Angeklagten. Der Prozeß wird im Mai fortgesetzt. (ru)

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