© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  08/14 / 14. Februar 2014

Mal den Putzlappen zur Hand nehmen
Immer mehr Kirchenorgeln sind von Schimmelpilz befallen / Eine Expertenkommission soll die Ursachen erforschen
Richard Stoltz

Aufregung in der Evangelischen Kirche Mitteldeutschlands (EKM): ihre Kirchenorgeln verschimmeln! Der zuständige Orgelreferent Christoph Zimmermann ist jetzt vor die Öffentlichkeit getreten und hat mitgeteilt, daß nicht nur die alten, ehrwürdigen Orgelwerke aus der Silbermann-Ära, sondern auch immer mehr jüngere, moderne Instrumente von Schimmelpilz befallen würden.

Pastoren und Kantoren, so Zimmermann, hätten schon seit längerem Kritik geübt und schließlich regelrecht Alarm geschlagen. Nun habe die Kirchenleitung darauf reagiert. Man werde demnächst eine erstklassige Expertenkommission einsetzen, die die rätselhaften Vorgänge genau erforschen werde. Die Forschungsarbeiten seien zunächst auf drei Jahre angesetzt, sie würden freilich nicht ganz billig werden.

Aber vielleicht hätte die Kirchenleitung keine wissenschaftliche Expertenkommission einsetzen, sondern eine solide Reinigungsfirma engagieren sollen? Über Verunreinigungen durch Schimmelbefall weiß man in solchen Firmen längst gut Bescheid, und man weiß auch, wie man ihnen wirkungsvoll zu Leibe rückt – durch schlichte Reinigung nämlich mittels Wasser, Reinigungsmitteln und einer Staffel unterschiedlich feiner Bürsten und Putzlappen.

Auf jeden Fall würde eine professionelle Reinigung, die über die bisherige Pflege und Wartung hinausgeht, entschieden billiger kommen als das dreijährige Walten einer wissenschaftlichen Expertenkommission. Und die evangelische Kirche könnte die eingesparten Gelder für wichtigere Dinge einsetzen, beispielsweise für die Entschimmelung sprich: Entmaterialisierung und wahre geistige Reformation, ihrer Predigten und sonstigen Verlautbarungen.

Denn soviel ist klar: Die Orgeln tönen in den Gottesdiensten trotz Schimmelpilzen immer noch schön und zu Herzen gehend, vermitteln echt lutherschen Geist. Sehr in Gegensatz zu dem, was heute in Sprachform von den Kanzeln tönt.

Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen